Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden in der energetischen Futterwertprüfung acht Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Fasern (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht 1, PDF-Datei unten.

In den vorliegenden Durchgängen wurden vier eiweißreiche und vier ausgeglichene Ergänzungsfutter für Milchkühe geprüft. Die Futter wurden von sieben Herstellern hergestellt.

Bei den eiweißreichen Ergänzungsfuttern variieren die Rohproteingehalte zwischen 33 und 37 %. Die Energieangaben der Hersteller lauten 6,5, 6,6 und 7,0 MJ NEL/kg. Hauptkomponente in diesen Futtern ist Rapsextraktionsschrot. Daneben wird in der Deklaration Sonnenblumenextraktionsschrot und Weizengrießkleie aufgeführt. Die Futter sollen zu einer eiweißarmen Grobfutterration bzw. nach Rationsberechnung eingesetzt werden.

Bei den vier Milchleistungsfuttern betragen die deklarierten Rohproteingehalte 19 bzw. 20 %. Ein Futter soll der Energiestufe 3 angehören, die anderen sind mit Energiegehalten von 7,0, 7,1 und 7,2 MJ NEL/kg an die Landwirte geliefert worden.

Aus der Übersicht 2 sind die Angaben der Hersteller, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus für die Futter bestimmte Energiestufe zu entnehmen. Ein Vergleich der deklarierten Nährstoffgehalte zeigt eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW analysierten Werten. Die nach dem Futtermittelrecht erlaubten Toleranzen werden weitgehend eingehalten.

Beim Futter LL Eiweißmix 33 der Firma Agrifirm, Greven übersteigt der analysierte Roh-aschegehalt den angegebenen Wert deutlich. Im Futter MLF <364-230> von AgriV Raiffeien, Borken-Burlo wurde ein Rohfettgehalt von 4,1 % analysiert, womit der deklarierte Wert um mehr als futtermittelrechtlich erlaubt überschritten wird.

Über alle Futter hinweg variiert der Gehalt an organischer Masse zwischen 78,5 und 81,5 %. Die niedrigeren Gehalte an organischer Masse sind bedingt durch höhere Aschegehalte oder einen höheren Wassergehalt.

Bei den vier eiweißreichen Ergänzungsfuttern bewegt sich die Verdaulichkeit der organischen Masse zwischen 76,1 und 80,1 %. Aufgrund der verdaulichen Nährstoffe werden drei dieser Futter in die Energiestufe 2 und ein Futter in die Stufe 3 eingruppiert. Bei drei Futtern kann der deklarierte Energiewert nicht bestätigt werden.

Bei den vier Milchleistungsfuttern ergeben sich Verdaulichkeiten der organischen Masse zwischen 82,3 und 87,4 %. Drei Futter werden der Energiestufe 3 und ein Futter der Stufe >3 zugeordnet, womit bei zwei Futtern der angegebene Energiewert aufgrund zu geringer Verdaulichkeit nicht bestätigt werden kann.

Auf Basis des Hohenheimer Futterwerttests und Nutzung der vom Gesetzgeber vorgegebenen Energiegleichung wird bei den Futtern MLF <364-230> und MLF-3009582-P <Ausgleich> von AgriV Raiffeisen Borken-Burlo ebenfalls eine Unterschreitung der Energieangabe festgestellt. Bei den übrigen, im Hammeltest auffälligen Futtern führt die HFT-Gleichung zu einer Bestätigung des Energiewertes.

Der Übersicht 2 können auch die analysierten Gehalte an Stärke und Zucker sowie an den Detergenzienfasern aNDFom und ADFom entnommen werden. Diese Größen sind zwar nicht deklarationspflichtig, für eine sachgerechte Rationsberechnung werden sie aber benötigt. Zusätzlich gehen sie teilweise in die Energieberechnung gemäß Futtermittel-VO ein. Bei der Stärke variieren die Werte zwischen 47 und 246 g/kg, beim Zucker zwischen 56 und 101 g/kg. Hohe Stärkegehalte sind in der Regel mit geringen Werten an aNDFom verbunden.

Kommentar

In den vorliegenden Prüfdurchgängen kann bei fünf von acht getesteten Futtern der deklarierte Energiegehalt nach Prüfung am Hammel nicht bestätigt werden. Ursächlich ist in allen Fällen eine zu geringe Verdaulichkeit der organischen Masse. Aufgrund langjähriger Prüfaktivitäten muss für die jeweilige Energiestufe etwa folgende Verdaulichkeit der organischen Masse erreicht werden:

  • Energiestufe   2:       6,2 MJ NEL/kg         78 – 79 % Verdaulichkeit der organischen Masse
  • Energiestufe   3:       6,7 MJ NEL/kg         82 – 83 % Verdaulichkeit der organischen Masse
  • Energiestufe >3:      7,0 MJ NEL/kg         85 – 86 % Verdaulichkeit der organischen Masse

In den hier geprüften eiweißreichen Ergänzungsfuttern macht Rapsextraktionsschrotfutter (RES) mit Abstand den größten Komponentenanteil aus. RES ist mit einer Verdaulichkeit der organischen Masse von 78 % und einem Energiegehalt von 6,4 MJ NEL/kg in den Futterwerttabellen aufgeführt. Demnach ist es bei hohen Anteilen an RES in der Mischung auch so gut wie unmöglich, ein Futter der Stufe >3 bzw. mit 7,0 MJ NEL/kg zu erzeugen. Auch der Hohenheimer Futterwerttest und die Anwendung der vom Gesetzgeber vorgegebenen Energiegleichung führt in den vorliegenden Fällen zur Eingruppierung dieser Futter in die Stufe 3 und nicht >3.

Beim Futter Melk lac o. G. der Raiffeisen Hohe Mark Hamaland, Dorsten reicht die mit 82,3 % ermittelte Verdaulichkeit nicht aus, um die deklarierten 7,0 MJ NEL/kg zu bestätigen. Beim Futter Laktaria Lin Garant, Agravis, Münster, KW Dorsten führt der mit 14,1 % erhöhte Wassergehalt zum Nichtbestehen der Prüfung.

Fazit

Bei fünf von acht geprüften Ergänzungsfuttern für Milchkühe konnte der deklarierte Energiegehalt nicht bestätigt werden. Ursächlich ist primär eine für den angegebenen Energiegehalt zu geringe Verdaulichkeit der organischen Masse. Insbesondere bei höheren Raps-extraktionsschrotanteilen ist die Energiedeklaration >3 bzw. 7,0 MJ NEL/kg zu hinterfragen.

Autor: Bernadette Bothe