Was brachte der Hammeltest im Jahr 2017?

Jahresbericht_FWP_2017

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, werden regelmäßig Mischfutter für Kühe, Mastrinder und Schafe durch Verdaulichkeitsmessungen energetisch bewertet und die Ergebnisse mit den Herstellerangaben verglichen. Dr. Martin Pries und Bernadette Bothe von der Landwirtschaftskammer NRW berichten über die Prüfergebnisse aus dem Jahr 2017.

1. Energetische Futterwertprüfung für Mischfutter

Im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung werden die zu prüfenden Futter beim Landwirt während der Anlieferung gezogen. Im Differenzversuch erfolgt die Bestimmung der Verdaulichkeiten an Hammeln. In den Versuchsgruppen werden 400 g Heu und 600 g des zu prüfenden Mischfutters je Tier/Tag verfüttert. Je Prüffutter wird an fünf Hammeln nach einer zweiwöchigen Anfütterung über sieben Tage neben dem Futter auch der Kot mengenmäßig erfasst. Die Analysen von Futter und Kot erfolgen in der LUFA NRW, Münster. Aus den verdaulichen Nährstoffen wird der Energiegehalt für das Prüffutter nach den Vorgaben der GfE (2001) berechnet.

Zur Bewertung der so bestimmten Energiegehalte erfolgt eine Gegenüberstellung mit den Angaben des Herstellers. Hierbei wird in Anlehnung an das Futtermittelrecht bei der ME eine Toleranz von 0,40 MJ und bei der NEL von 0,25 MJ/kg Futter in Ansatz gebracht. Die Ergebnisse der Prüfung werden durch die landwirtschaftlichen Wochenblätter in NRW (LZ Rheinland, Wochenblatt Westfalen-Lippe) und im Internet unter www.riswick.de publiziert.

In 2017 wurden 49 Mischfutter für Milchkühe, acht Mischfutter für Mastrinder und vier Mischfutter für Schafe geprüft und bewertet. Die Ergebnisse werden nachfolgend getrennt für die einzelnen Futtertypen dargestellt.

2. Milchleistungsfutter

Die 49 Milchleistungsfutter (MLF) stammten von insgesamt 22 Herstellern aus verschiedenen Kraftfutterwerken. Bei diesem Prüfumfang ist davon auszugehen, dass die in Nordrhein-Westfalen am Marktgeschehen beteiligten Hersteller flächendeckend am Mischfuttertest beteiligt sind.

Die geprüften und veröffentlichten Futter verteilen sich bezüglich der deklarierten Energiegehalte wie folgt:

jb_fwp_2017_abb0

Mit 41 Futtern lag auch in 2017 der Schwerpunkt der Prüfaktivität eindeutig im Bereich der Futter, die der Energiestufe >3 angehören sollen. Ein Milchleistungsfutter mit der Energiestufe 2 wurde nicht geprüft. Hierdurch wird dem gestiegenen Marktanteil der Futter mit der Energiestufe >3 Rechnung getragen. Die Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse für das Jahr 2017. Zur besseren Einordnung der Ergebnisse sind vier weitere Prüfjahre mit angegeben. So wurde von 49 Milchleistungsfuttern in 37 Fällen der deklarierte Energiewert durch die Verdaulichkeitsbestimmung am Hammel bestätigt oder ein höherer Energiegehalt ermittelt. Es ergibt sich eine Bestätigungsrate von 76 %, was gegenüber den beiden Vorjahren eine drastische Verschlechterung bedeutet. Bei jedem vierten ausgelieferten Futter wird demnach dem Landwirt weniger Energie geliefert als in den Begleitpapieren angegeben. Damit ergibt sich in 2017 wieder eine Situation, wie sie bei Einführung des Tests im Jahr 1979 gegeben war. Eine Ursache für die schlechten Testergebnisse in 2017 wird in der Umstellung der Ergänzungsfutter für Milchkühe auf eine GVO-freie Milcherzeugung gesehen, was zu einem Rückgang im Einsatz von Energie reichen Komponenten wie Sojaextraktionsschrot und einer Zunahme an Energie ärmeren Nebenprodukten der Ölgewinnung führt. Auch der Einsatz von Getreide wurde weniger, was weiter unten an Hand der Entwicklung der Stärkegehalte gezeigt wird.

Tab. 1: Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung von Milchleistungsfuttern der letzten 5 Jahre

Die Tabelle 2 zeigt die Verdaulichkeit der organischen Masse in Abhängigkeit der Energiestufen. Mischfutter der Energiestufe 2 weisen eine Verdaulichkeit der organischen Masse von etwa 78 bis 79 % auf, Futter der Stufe 3 werden im Mittel zu 83 % verdaut, und in der Energiestufe >3 werden Verdaulichkeiten von mehr als 86 % erreicht.

Tab. 2: Verdaulichkeit der organischen Masse (%) der geprüften Futter in Abhängigkeit der Energiestufe

Kohlenhydratfraktionen

Zu einer umfänglichen Rationsberechnung gehört auch eine differenzierte Betrachtung der Kohlenhydratversorgung der Milchkühe. Aus diesem Grund werden die Prüffutter auf den Gehalt an Zucker und Stärke sowie an Neutral-Detergenzienfaser (aNDFom) und Säure-Detergenzienfaser (ADFom) analysiert. Die Ergebnisse dieser Analysen in Abhängigkeit der Energiestufen werden in Tabelle 3 dargestellt. Über alle geprüften Futter hinweg variiert der Zuckergehalt zwischen 33 und 104 g/kg. Damit ist eine ähnliche Spannbreite wie im Vorjahr (17 und 118 g/kg) gegeben. Bei den Gehalten an Stärke zeigt sich eine klare Abhängigkeit von der Energiestufenzugehörigkeit. Die Futter in Stufe >3 haben deutlich höhere Stärkegehalte als die Futter der Stufe 3 bzw. 2.

Tab. 3: Kohlenhydratfraktionen in Abhängigkeit der deklarierten Energiegehalte (Angaben in g/kg bei 88 % TM), n = 49

Die Gehalte an aNDFom (Neutral-Detergenzien-Faser, Amylase behandelt, aschefrei) und ADFom (Säure-Detergenzien-Faser, aschefrei) können ebenfalls der Tabelle 3 entnommen werden. Die Größe ADFom findet Verwendung in der vom Verordnungsgeber vorgeschriebenen Energieschätzgleichung für Mischfutter, die im Rahmen der amtlichen Futtermittelüberwachung zum Einsatz kommt. Im Wesentlichen beschreibt aNDFom den Anteil von Zellwandmaterial in dem Futter. Chemisch betrachtet werden in der Analyse die Strukturkohlenhydrate Hemicellulose, Cellulose und Lignin erfasst. Die Werte lassen eine deutliche Abhängigkeit von der Energiestufe erkennen. Futter mit einem höheren Energiegehalt weisen niedrigere aNDFom-Werte auf. Innerhalb einer Energiestufe bestehen jedoch große Unterschiede zwischen den aNDFom-Gehalten, sodass im Einzelfall ein energiereiches MLF sowohl mit niedrigen als auch mit hohen aNDFom-Werten ausgestattet sein kann. Diese Feststellung gilt ebenfalls für die Größe ADFom.

Der Abbildung 1 kann entnommen werden, dass in den letzten vier Prüfjahren die Stärke- und Zuckergehalte um mehr als 50 g/kg TM zurückgegangen sind. Dabei ist der Rückgang bei den Futtern der Stufe >3 besonders auffällig. Hieraus kann gefolgert werden, dass der Getreideanteil in den Mischungen zurückgenommen wird.

Abb. 1: Entwicklung der mittleren Gehalte an Stärke und Zucker (g/kg TM) in Milchleistungsfuttern in Abhängigkeit der Energiestufen (EST)

Abb. 1: Entwicklung der mittleren Gehalte an Stärke und Zucker (g/kg TM) in Milchleistungsfuttern in Abhängigkeit der Energiestufen (EST)

In der Energiestufe >3 liegen die Gehalte an Stärke und Zucker in den Jahren 2007 bis 2013 in einer Größenordnung von etwa 400 g/kg TM, in den Jahren 2014 bis 2017 bei 320-350 g/kg TM. Angesichts dieser hohen Gehalte bei einer ebenso großen Variation zwischen den Futtern gewinnt die Forderung nach Angaben zum Gehalt an Stärke und Zucker auf dem Sackanhänger bzw. den Begleitpapieren eine besondere Wichtigkeit. Für die Vorhersage der Fermentationsvorgänge im Pansen sind der Stärkegehalt der Ration und auch die Stärkeherkunft von größter Relevanz. Gerade für Kühe in der Hochlaktationsphase sowie grundsätzlich für alle Milchkühe sollten acidotische Pansenverhältnisse unbedingt vermieden werden.

Deklarationstreue im Überblick

Die in 2017 geprüften Milchleistungsfutter verteilen sich auf 22 Hersteller. Durch Firmenzusammenschlüsse und Umbenennungen ist ein stetiger Wandel gegeben. Soweit durch die Bezeichnung klar ersichtlich, wurden in der Tabelle 4 die Ergebnisse der ehemaligen Firmen mit einbezogen. Gelistet sind die Ergebnisse der in 2017 geprüften Hersteller mit der jeweiligen Anzahl der geprüften und der Anzahl der im Energiegehalt bestätigten Futter unter Einbeziehung der Prüfungen in den beiden Vorjahren.

Je nach Hersteller beläuft sich die Anzahl der in 2017 geprüften Futter auf 1 bis 5 und 1 bis 11 im Zeitraum 2015 bis 2017. Maßgebend ist die Deklarationstreue im Laufe der Zeit. Im Dreijahreszeitraum haben von den 22 Mischfutterherstellern elf in allen Prüfungen keine Abweichung zwischen Deklaration und Befund aufzuweisen. Bei insgesamt elf Firmen ergibt sich eine Beanstandung.

Tab. 4: Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung der in 2017 geprüften Hersteller im Zeitraum von 2015 – 2017 (Anzahl Milchleistungsfutter)

3. Rindermastfutter

Insgesamt wurden acht Futter für die Rindermast bzw. für die Kälberaufzucht von sieben verschiedenen Herstellern in die Prüfung genommen. Bei den Futtern wurde einmal die Energiestufe 2 und siebenmal die Energiestufe 3 deklariert. Bei sieben Futtern konnte der deklarierte Energiegehalt bestätigt werden. Ein Futter konnte den deklarierten Energiegehalt nicht bestätigen.

Innerhalb gleicher Energiestufen unterscheiden sich Rindermastfutter und Kälberkraftfutter hinsichtlich der Verdaulichkeit der organischen Masse sehr deutlich, wie der Tabelle 5 zu entnehmen ist. Kälberkraftfutter haben bei gleicher Energiestufe eine 2 bis 4 %-Punkte höhere Verdaulichkeit und sind somit dem noch nicht voll entwickelten Vormagensystem der Kälber angepasst. Der Einsatz von Rindermastfutter in der Kälberaufzucht ist demzufolge nicht zielführend.

Tab. 5: Verdaulichkeit der organischen Masse für Rindermast- und Kälberfutter in Abhängigkeit der ermittelten Energiestufe, 2009 – 2017

Die Tabelle 6 gibt Auskunft über die in 2017 geprüften Firmen mit den jeweiligen Prüfungsumfängen der letzten drei Jahre. Bei den Mischfuttern für die Rindermast bzw. Kälberaufzucht wurden bislang vorwiegend Überschreitungen der deklarierten Energiegehalte festgestellt. Das verdeutlicht die hohe Qualität der in NRW angebotenen Mischfutter.

Tab. 6: Ergebnisse der Energetischen Futterwertprüfung der in 2017 geprüften Hersteller mit den letzten drei Prüfjahren (Anzahl Kälber- und Rindermastfutter)

4. Schaffutter

Auch in 2017 wurden vier Schaffutter von vier verschiedenen Herstellern geprüft. Die Tabelle 7 zeigt die in 2017 geprüften Hersteller mit ihren Ergebnissen aus den Jahren 1998 bis 2017. Bei den Schaffuttern ist bisher der deklarierte Energiegehalt in allen Fällen bestätigt worden.

Zur energetischen Aufwertung des Grobfutters sind Futter der Energiestufe 3 aufgrund der besseren Energieausstattung gegenüber den Futtern der Stufe 2 zu bevorzugen. Maßgeblich für die Wahl des Futters sind das Leistungsziel, die Qualität des Grobfutters und schließlich die Preisrelation.

Tab. 7: Hersteller von in 2017 geprüften Schaffuttern

In der Tabelle 8 werden die seit 1998 geprüften Schaffutter (n=79) in Abhängigkeit ihrer Energiestufenzugehörigkeit mit ihren Gehalten an organischer Masse sowie deren Verdaulichkeit dargestellt. Im Gehalt an organischer Masse bestehen nur geringe Unterschiede zwischen den Energiestufen. Bezüglich der Verdaulichkeit der organischen Masse sind deutliche Abstufungen erkennbar. Futter der Stufe 2 weisen eine Verdaulichkeit von knapp 80 % auf. Für die Stufe 3 liegt die Verdaulichkeit bei 83 % und für die Stufe >3 bei über 86 %. Insgesamt werden ähnliche Größenordnungen in der Verdaulichkeit wie bei den Milchleistungsfuttern erreicht.

Tab. 8: Auswertung der geprüften Schaffutter von 1998 bis 2017

Fazit

In der energetischen Futterwertprüfung wird die Verdaulichkeit der Nährstoffe in Mischfutter für Milchkühe, Mastrinder, Aufzuchtkälber und Schafe durch Verdauungsversuche am Hammel bestimmt. Der aus den verdaulichen Nährstoffen bestimmte Energiegehalt ist Maßstab für den Vergleich mit dem durch den Hersteller deklarierten Energiewert. Im abgelaufenen Prüfjahr beträgt die Bestätigungsquote nur noch 76 %, was in erster Linie durch eine geänderte Zusammensetzung der Mischfutter auf Grund der Vorgaben für eine GVO-freie Milcherzeugung erklärt wird. In der Beratung sollen Futter solcher Firmen bevorzugt empfohlen werden, die über einen längeren Zeitraum eine hohe Deklarationstreue bewiesen haben.

Wünschenswert sind Angaben zu den Kohlenhydraten auf dem Sackanhänger, da diese Größen für eine umfängliche Rationsberechnung benötigt werden. Für die Vorhersage der Fermentationsvorgänge im Pansen sind die Stärke- und Zuckergehalte der Ration und auch die Stärkeherkunft von größter Relevanz.

Futter für die Rindermast und Kälberfutter unterscheiden sich sehr deutlich in der Verdaulichkeit der organischen Masse bei gleicher Energiestufenzugehörigkeit. Die Kälberfutter werden deutlich besser verdaut, womit den noch nicht optimal entwickelten Verhältnissen im Vormagensystem der Kälber Rechnung getragen wird. Rindermastfutter sollten deshalb nicht in der Kälberaufzucht eingesetzt werden.

Bei den Schaffuttern sollten zur energetischen Aufwertung der Ration überwiegend Futter der Energiestufe 3 zum Einsatz kommen, da bei diesen Futtern in aller Regel eine günstigere Preisrelation gegeben ist.