Maisilage reiche Fütterung oder Kleegras betonte Fütterung?

Mais_Klee_Fütterung

In der Milchviehfütterung unter ökologischen Bedingungen gelten Kleegras und Kleegrassilagen als Hauptfuttergrundlage. In Grünlandregionen sind dies häufig die einzigen betriebseigenen Grobfutter, die mit zugekauftem, biozertifiziertem Milchleistungsfutter ergänzt werden. Auf Ackerbaustandorten ist vielfach auch in Biobetrieben Maissilage ein wichtiges Grobfuttermittel. Als Kraftfutter werden zusätzlich Getreide und Körnerleguminosen eingesetzt.

Die Praxis spaltet sich demnach in zwei Gruppen:
1. Grünlandregion: Grobfutter besteht aus Kleegras und Kleegrassilagen; zur Leistungsfütterung werden biozertifizierte Milchleistungsfutter oder Einzelkomponenten wie Getreide oder Ackerbohnen eingesetzt.
2. Ackerbauregion: Grobfutter besteht aus Kleegras, Kleegrassilagen und Maissilagen; zur Leistungsfütterung werden biozertifizierte Milchleistungsfutter oder betriebseigene Kraftfutterkomponenten wie Getreide oder Ackerbohnen eingesetzt.
Es stellt sich die Frage nach Unterschieden zwischen Kleegrassilage und Maissilage dominierten Grobfutterrationen. Welches System ist vorteilhafter?

Wie wurde vorgegangen?

Im Ökobetrieb des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft Haus Riswick wurde während der Winter-Stall-Periode vom 22. November 2017 bis 13. März 2018 ein Vergleich der oben beschriebenen Systeme durchgeführt. Dabei wurde die Herde in zwei Gruppen mit jeweils 24 Kühen nach Laktationsnummer, Laktationstag, Lebendmasse und BCS eingeteilt. Der Färsenanteil betrug in beiden Gruppen 30 %. Während des gesamten Versuchs wurden in beiden Versuchsgruppen gleichermaßen Altmelker durch frischlaktierende Tiere ersetzt, um die jeweilige Gruppengröße konstant zu halten.
Versuchsgruppe 1: Mischration Gruppe Maissilage (MS):
TMR aus Maissilage, Kleegrassilage, Weizen und Ackerbohnen

Versuchsgruppe 2: Mischration Gruppe Kleegrassilage (KGS):
TMR aus Kleegrassilage, Weizen und Ackerbohnen

Der planbefestigte Offenfrontstall wurde in zwei identische Stallhälften geteilt. Die beiden Mischrationen wurden den Gruppen morgens mit dem Futtermischwagen vorgelegt. Futterreste wurden vor erneuter Futtervorlage gewogen und bei Berechnung der Futteraufnahme berücksichtigt.

Die Futterrationen wurden auf Grundlage von Bohrstockanalysen mit dem Rationskalkulationsprogramm Rind 97 nach DLG-Empfehlungen (2001) energetisch vergleichbar berechnet. Die Maissilage-Gruppe erhielt auf Basis der Trockenmasse (TM) 10,2 kg Kleegrassilage, 8,2 kg Maissilage, knapp 4 kg Ackerbohnen, 1 kg Weizen sowie 100 g Mineralfutter und 100 g Futterkalk (Tab. 1). Insgesamt ergeben sich 18,4 kg TM Grobfutter und 4,9 kg Kraftfutter je Kuh und Tag. Die Kleegrassilage-Gruppe bekam knapp 17 kg Kleegrassilage, 5,6 kg Weizen, knapp 1 kg Ackerbohnen sowie 110 g Mineralfutter; exakt 16,9 kg Grobfutter und 6,5 kg Kraftfutter pro Tier und Tag. Beide Rationen waren bei einer Futteraufnahme von etwa 23,5 kg TM auf eine Leistung von 33 kg Energie korrigierte Milch (ECM) ausgelegt und somit vergleichbar. Beide Futterrationen wiesen einen für Bio-Betriebe typisch hohen Grobfutteranteil von 70 – 80 % und einen moderaten Kraftfutteranteil von 20 – 30 % auf.

Tab. 1: Zusammensetzung der Futterrationen, kg TM/Kuh/Tag

Die Nährstoff- und Energiegehalte der Mischrationen beider Futtergruppen waren weitgehend vergleichbar (Tab. 2). Die Energiegehalte lagen mit 6,7 MJ NEL in der Kleegrassilage-Gruppe und 6,8 MJ NEL in der Maisilage-Gruppe auf ähnlichem Niveau. Der Rohproteingehalt (XP) konnte mit 148 g/kg TM in der MS-Gruppe und 157 g/kg TM in der KGS-Gruppe vergleichbar eingestellt werden. Der Gehalt an nutzbarem Rohprotein (nXP) war mit 144 g/kg TM in beiden Versuchsgruppen identisch. Geringe Unterschiede ergaben sich beim Rohfasergehalt (XF): 176 g/kg TM in der MS-Gruppe und 173 g/kg TM in der KGS-Gruppe, was auf den höheren Kraftfutteranteil der Kleegrassilage betonten Ration zurückzuführen ist. Der höhere Kleegrassilage-Anteil war auch verantwortlich für den vergleichsweise höheren Gehalt der ruminalen Sticksoff-Bilanz (RNB) von 2,0 g/kg TM im Vergleich zu 0,8 g RNB/kg TM der MS-Gruppe. Ebenso lag der Strukturwert mit 1,9 in der KGS-Gruppe erwartungsgemäß höher als in der MS-Gruppe mit 1,7. Unterschiede ergaben sich ebenso hinsichtlich der Stärkegehalte: Die Futterration der Versuchsgruppe mit Maissilage-Anteil enthielt 234 g Stärke (XS) und 39 g beständige Stärke (bXS), jeweils je kg Trockenmasse. Hingegen war die Ration der KGS-Gruppe mit 178 g XS und 28 g bXS je kg Trockenmasse ausgestattet.

Tab. 2: Nährstoff- und Energiegehalte der TMR je kg TM

Während des Versuchs wurden zwei Kleegrassilagen eingesetzt:

  • Kleegrassilage 1. Schnitt 2017 - Zeitraum November/Dezember 2017 bis zur 5./6. Versuchswoche
  • Kleegrassilage 4. Schnitt 2017 – Zeitraum Januar – März 2018

Die Datenerhebung umfasste täglich die Futteraufnahmen (Grob- und Kraftfutter) aus den Mischrationen als Gruppenmittel sowie tierindividuelle Milchmengen. Wöchentlich wurden die Milchleistungsparameter inkl. Milchmenge und Milchinhaltsstoffe durch die Milchleistungsprüfung erhoben. Monatlich sind die Lebendmassen, der Body Condition Score (BCS) und die Rückenfettdicke erfasst worden.

Der Versuch wurde statistisch mit einem linearen, gemischten Wiederholbarkeitsmodell für tägliche Milchleistung und wöchentliche Merkmale der Milchleistung und Inhaltsstoffe ausgewertet.

Ergebnisse

Während der ersten zwei Versuchswochen lagen die Futteraufnahmen der KGS-Gruppe mit 18 – 20 kg TM je Kuh und Tag deutlich unter den Futteraufnahmewerten der MS-Gruppe, die mit durchschnittlich 23 kg TM/Kuh/Tag startete. Ab der dritten Versuchswoche waren die Futteraufnahmen über den gesamten Versuchszeitraum in beiden Gruppen vergleichbar (Abb. 1). Erkennbar ist der Wechsel der Kleegrassilage in beiden Versuchsgruppen ab der sechsten Versuchswoche am abnehmenden Kurvenverlauf der Futteraufnahmen beider Versuchsgruppen.

Abb. 1: Futteraufnahmen

Die natürliche Milchmenge lag in der MS-Gruppe im ersten Fütterungsabschnitt bis zur 6. Versuchswoche etwas über der Leistung der KGS-Gruppe. Der weitere Kurvenverlauf zeigt sich in beiden Gruppen vergleichbar (Abb. 2). Während der ersten 5 - 6 Versuchswochen lagen die ECM-Leistungsverläufe beider Futtergruppen auf kalkuliertem Niveau von 32-33 kg je Tier und Tag recht nahe beieinander. Danach jedoch, mit Einsatz des 4. Schnittes Kleegrassilage 2017, stieg die ECM-Leistung in der KGS-Gruppe vergleichsweise stärker an und befand sich bei 32 – 34 kg ECM/Kuh täglich; die ECM-Leistung der MS-Gruppe fiel phasenweise etwas unter 30 kg ECM/Kuh/Tag ab.

Abbildung 3 liefert die Begründung für den stabilen ECM-Verlauf der KGS-Gruppe: Die Milchinhaltsstoffe lagen zwar in beiden Versuchsgruppen auf hohem Niveau, jedoch zeigten sich in der KGS-Gruppe sowohl die Milchprotein- als auch die Milchfettgehalte auf deutlich höherem Niveau über den gesamten Versuchszeitraum.

Abb. 2: Milchmenge und ECM

Abb. 3: Milchinhaltsstoffe

Durchschnittliche Lebendmassewerte der Tiere beider Futtergruppen an fünf monatlichen Terminen im Vergleich zeigten ein Gewichtsspektrum von 680 – 720 kg Lebendmasse je Tier. Die Versuchstiere der MS-Gruppe wiesen in jedem Monat ein etwas höheres Gewicht von etwa 20 kg auf (Abb. 4).

Abb. 4: Lebendmassen

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Ergebnisse der statistischen Auswertung der Milchleistungsparameter bis zum 375. Laktationstag. Die natürliche Milchmenge der Maissilage-Fütterung liegt mit 30,4 kg/Kuh/Tag über der Milchmenge der Kleegrassilage-Fütterung mit 28,6 kg/Kuh/Tag. Der Unterschied ist jedoch nicht signifikant. Ebenso ist die ECM-Leistung der beiden Futtergruppen, die bei 31,3 – 31,5 kg je Kuh täglich liegt, nicht signifikant verschieden. Signifikante Unterschiede bestehen bei den Milchinhaltsstoffen. Sowohl Milchfett- als auch Milchproteingehalte sind bei den Kühen der KGS-Gruppe vergleichsweise höher. So beträgt der Milchfettgehalt in der KGS-Gruppe 4,83 % und in der MS-Gruppe 4,37 %, der Milchproteingehalt 3,51 % bei KGS-Fütterung sowie 3,20 % unter MS-Fütterungsbedingungen. Keine signifikanten Unterschiede bestehen beim Fett-Eiweiß-Quotient und beim Milchharnstoffgehalt. Die Milchzellgehalte beider Versuchsgruppen beschreiben eine eutergesunde Milchviehherde.

Tab. 3: Ergebnisse der statistischen Auswertung – Milchleistungsparameter (LSM; Auswertung bis zum 375. Laktationstag)

Ökonomischer Vergleich

Unterstellt werden folgende handelsübliche Preise für die biologisch erzeugten Einzelkomponenten: Kleegrassilage: 7 €/dt, Maissilage: 5 €/dt, Weizen: 30 €/dt und Ackerbohnen: 45 €/dt. Auf Basis dieser Ansätze ergeben sich 6 € Futterkosten je Kuh und Tag bei Kleegras dominanter Fütterung und 5,70 € Futterkosten je Tier täglich in der Maisilage-Variante ohne Berücksichtigung der Mineralfutterkosten. Auf ertragssicheren Standorten gibt es erwartungsgemäß einen ökonomischen Maisilage-Vorteil. Dennoch ist auch der Anbau von Kleegras durchaus wettbewerbsfähig und vor dem Hintergrund der Fruchtfolgewirkung besonders positiv zu beurteilen.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Die Nährstoff- und Energiegehalte der Rationen beider Fütterungsregimes waren weitgehend vergleichbar. Die Futteraufnahmen beider Versuchsgruppen waren ab der dritten Fütterungswoche sehr ähnlich. Die Tiere der Maissilage reichen Ration wiesen im Versuchsverlauf eine etwas höhere Lebendmasse auf. Die Kleegrassilage-Fütterung führte zu signifikant höheren Milchinhaltsstoffen, woraus sich eine vergleichbare ECM-Leistung ergibt.

Unter ökologischen Fütterungsbedingungen führen gute Kleegrassilagequalitäten mit angepasstem Leistungsfutterangebot zu ebenso hohen Milchleistungen wie Kleegrassilage-Maissilage-Kombinationen mit entsprechender Kraftfutter-Ergänzung.

Qualitativ hochwertige Kleegrassilagen als Basis hoher Grobfuttereffizienz erlauben moderate Kraftfuttergaben und sichern dennoch ein stabiles ECM-Niveau in Biobetrieben.

Autorenteam: Anne Verhoeven, Dr. Sebastian Hoppe, Dr. Klaus Hünting, Silke Beintmann, Dr. Martin Pries,