Futter schaffen mit Zwischenfruchtanbau

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Die Trockenheit der letzten Monate wird in vielen Futterbaubetrieben teilweise zu erheblichen Futterausfällen führen. Dies betrifft sowohl den Maisanbau als auch das Grünland und den Hauptfruchtfutterbau mit Gras oder Kleegras. Diese Futterlücken können zumindest teilweise über den Zwischenfruchtfutterbau kompensiert werden. Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, erläutert, was jetzt noch geht.

Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen mit den Änderungen der Direktzahlungsverpflichtung ermöglichen nun auch in NRW, optional Sommer- und Winterzwischenfrüchte auf Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) anzubauen und diese bereits im Herbst uneingeschränkt als Futter zu nutzen. Eine energetische Verwertung von Zwischenfrucht-Aufwüchsen in Biogasanlagen ist dagegen nicht zulässig. An den sonstigen Greening-Verpflichtungen des Zwischenfruchtanbaues im Hinblick auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel, die Stickstoff-Düngung und die Samenanteile in Saatgutmischungen ändert sich nichts.

Welche Zwischenfrüchte?

Für den Sommerzwischenfruchtanbau (Stoppelsaaten) mit einer Ernte im Herbst, min-destens acht Wochen nach der Aussaat, haben in der Praxis hauptsächlich schnellwüchsiges Einjähriges Weidelgras in Reinsaat oder Mischungen mit geeigneten Kleear-ten sowie Welsches Weidelgras die größte Bedeutung. Der Anbau von Sommerfutterraps ist heutzutage weniger verbreitet. Auch Sommergerste oder Hafer können bei frühzeitigem Anbau einen wertvollen ertragreichen Beitrag zur Futternutzung leisten.

Unter Berücksichtigung der Greening-Erfordernisse in Bezug auf die Saatgutmischung (mindestens zwei Mischungspartner, maximal 60 % Samenanteil einer Art), liefern vor allem Kleegrasmischungen im Sommerzwischenfruchtanbau noch einen wertvollen und ertragreichen Futteraufwuchs. Als Graspartner hat sich Einjähriges Weidelgras bewährt, es liefert die höchsten Erträge. Bei den speziell für diesen Zwischenfruchtanbau geprüf-ten Sorten kann je nach Verwendungszweck der Mischung zwischen den früh schossenden, Struktur liefernden und den spät schossenden energiereicheren Typen unterschieden werden. Von den Kleearten eignen sich besonders Alexandrinerklee und Perserklee zur Zumischung, um den Energie und Proteingehalt im Aufwuchs zu verbessern.

Aus dem Bereich der Qualitätsstandardmischungen (QSM) kann der Anbau der Kleegrasmischung A 10 auf ÖVF angerechnet werden, wenn bei der Sortenwahl das TKG der Mischungspartner berücksichtigt wird. Perserklee sollte hierzu möglichst nur mit kleinsamigen diploiden Sorten des Einjährigen Weidelgrases gemischt werden. Mischungen mit Alexandrinerklee sollten jedoch di- und tetraploide Sorten des Einjährigen Weidelgrases enthalten. Wegen der großen Unterschiede im TKG der Arten ist es sinnvoll, sich vom Mischungshersteller bestätigen zu lassen, dass die Mischung greeningfähig ist.

Bis wann was säen?

Das Zeitfenster für einen wirtschaftlichen und ertragsorientierten Futterbau mit Sommerzwischenfrüchten zur Herbstnutzung ist begrenzt. Die Ansaaten sollten möglichst bis spätestens Mitte August erfolgen. Beim Einjährigen Weidelgras sollten dann nur noch frühe Sorten ausgesät werden oder es sollte unter Berücksichtigung des Greenings auf die QSM A10 zurückgegriffen werden Die Sorten- und Mischungsempfehlungen der Landwirtschaftskammer NRW finden Sie unter Zwischenfruchtfutterbau.

Danach gehen die Ertragsleistungen der Futtergräser und damit auch die Wirtschaftlich-keit des Anbaus deutlich zurück. Angesichts der extremen Trockenheit sind Zwischen-fruchtaussaaten aktuell aber keine Option. Nennenswerte Niederschläge sind nötig, um den Boden mindestens 10 bis 20 cm zu durchfeuchten. Eine tiefe Bodenbearbeitung und anschließende Saatbettbereitung sind unter den extrem trockenen Bedingungen kaum möglich. Zudem sind Keimung und Feldaufgang höchst unbefriedigend.

Betriebe, die bereits im Herbst und Winter einen Futterengpass haben werden, sollten die A10-Mischung oder – außerhalb des Greenings -Reinsaaten mit Einjährigem oder Welschem Weidelgras aber durchaus noch in der zweiten Augusthälfte aussäen. Bei entsprechender Nährstoffversorgung sollten sich im Herbst noch 15 bis 25 dt/ha TM realisieren lassen.

Welsches Weidelgras ist grundsätzlich auch als Reinsaat oder in greeningfähigen Mischungen mit Klee für eine Herbstnutzung geeignet. Da Welsches Weidelgras vernalisationsbedürftig ist, bildet es im Ansaatjahr aber nur relativ strukturarme Blattmasse. Dies ist bei der Rationsgestaltung und bei einer Beweidung im Herbst zu berücksichtigen Das Anwelken im Herbst kann zudem witterungs- und temperaturabhängig oft schwierig sein.

Gründünger für Futter

Grundsätzlich eignen sich für die Futternutzung im Herbst auch zahlreiche Zwischenfrüchte, die im Allgemeinen für die Gründüngung verwendet werden. Gängige Gründüngungs-Sommerzwischenfrüchte, wie Gelbsenf, Ölrettich, Leindotter, Rauhafer, Phacelia, Ramtillkraut, Ackerbohnen, Felderbsen, Sommerwicke, Lupine, Alexandinerklee, Perserklee, Serradella, Sonnenblumen in Reinsaat oder Mischungen, sind auch für die Verfütterung an Wiederkäuer geeignet. Aufgrund des hohen Wassergehaltes sind deren Silierbarkeit und Transportwürdigkeit allerdings eingeschränkt.

Auch der Futterwert, vor allem die Nährstoff- und Energiegehalte sind je nach Art und Nutzungstermin unterschiedlich zu bewerten. Blattreiche Sommerzwischenfrüchte können aber durchaus viel Eiweiß und hohe Energiekonzentrationen enthalten, weisen aber, insbesondere bei der Herbstnutzung, ausgesprochen geringe Trockensubstanz- und Rohfasergehalte auf. Dies muss bei der Verfütterung berücksichtigt und durch entsprechende Zugabe rohfaserreicher Ergänzungsfuttermittel ausgeglichen werden. Zwischenfruchtarten, die im Herbst hohe Erträge liefern, sind in der Lage, große Stickstoffmengen aufzunehmen. Je nach Witterungsverlauf, zum Beispiel ein nasskalter Herbst nach trockenem Sommer, können in den Aufwüchsen aber erhöhte Nitratgehalte auftreten. Daher sollte solches Futter, insbesondere bei Herbstweide verhalten zugeteilt werden, da ansonsten Vergiftungsgefahr besteht.

Düngung der Sommerzwischenfrucht

In Bezug auf die Stickstoffdüngung von Zwischenfrüchten sind die Beschränkungen durch die Düngeverordnung zu beachten. Werden Zwischenfrüchte auf ÖVF angebaut, dürfen sie im Ansaatjahr nur mit organischen Wirtschaftsdüngern gedüngt werden. Entsprechend der Düngeverordnung dürfen maximal 30 kg/ha NH4-N und maximal 60 kg/ha Gesamt-N zu Zwischenfrüchten gedüngt werden. Diese Beschränkungen können für einen ertragsorientierten Zwischenfruchtanbau, insbesondere mit grasdominierten Zwischenfruchtmischungen, ertragslimitierend sein. Auf der anderen Seite ist unter Berücksichtigung der langen Trockenheit und den sehr warmen Böden zu erwarten, dass bei nennenswerten Niederschlägen und einer zunehmenden Durchfeuchtung des durchwurzelbaren Raumes im Spätsommer und Herbst eine enorme N-Mineralisation stattfindet. Dennoch ist es gerade für Futterbaubetriebe wichtig, ihre anfallenden Wirtschafts-dünger ertragsfördernd in den Zwischenfrucht-Sommerfutteranbau zu platzieren.

Winterzwischenfrüchte

Ist der Sommerzwischenfruchtanbau für die Futternutzung in diesem Jahr keine Option mehr, so können mit den klassischen Winterzwischenfrüchten Welsches- und/oder Bastard Weidelgras auf den besseren Standorten und Grünroggen auf den leichten Standorten, im Frühjahr hohe Erträge und Futterqualitäten realisiert werden. Sehr ertrag- und proteinreich sind auch Arten wie Winterrübsen und Winterfutterraps. Sie haben aufgrund der schwierigen Silierbarkeit aber nur eine untergeordnete Bedeutung.

Zu beachten ist, dass der Anbau von Reinsaaten auf ÖVF nicht zulässig ist. Der Anbau von Grünroggen, eine wichtige Futter-Zwischenfrucht, insbesondere bei erforderlichen Spätsaaten sowie auf leichten Standorten, ist auf ÖVF selbst in Mischungen nicht möglich.

Aus dem Programm der von der Landwirtschaftskammer empfohlenen Qualitätsstandard-Mischungen gibt es für die Winterzwischenfruchtnutzung im Grunde keine Mischung, die unter Beachtung der Greening-Anforderungen auf ÖVF verwendet werden kann. Saatgutunternehmen haben hier reagiert und entsprechend greeningkonforme Futterbaumischungen konzipiert. Hier muss man sich beim Handel beraten lassen. Überwiegend sind dies Mischungen von Welschem Weidelgras mit winterharten Kleearten, wie Rot-, Inkarnat-, und Weißklee sowie Zottelwicken. Weißklee ist aufgrund seiner langsamen Jugendentwicklung im Frühjahr allerdings als Zwischenfrucht für eine ertragsbetonte Einschnittnutzung im Frühjahr weniger geeignet. Auch das Deutsche Weidelgras ist für diesen Zweck insbesondere vor dem Mais eine weniger geeignete Art.

Das Landsberger Gemenge, ein Mischung aus Welschem Weidelgras (50 %), Inkarnatklee (20 %) und Winterwicke (30 %), wurde von einigen Saatgutunternehmen in seiner Mischungszusammensetzung für das Greening angepasst. Andere Firmen achten da-rauf, dass ausschließlich tetraploide Welsche-Weidelgras-Sorten eingemischt werden, da diese ein deutlich höheres TKG aufweisen als diploide Sorten. So kann diese altbekannte Winter-Zwischenfrucht-Mischung für den Futterbau greeningkonform gemacht werden. Ob sich beispielsweise Greening-Futterbaumischungen mit Rübsen oder Winterraps mit Welschem Weidelgras und Kleearten auch für die Silagenutzung eignen, kann nicht pauschal gesagt werden. Dies hängt von der jeweiligen Bestandszusammensetzung ab. Dominieren die Brassica-Arten in einer solchen Mischung, ist die Siliereignung weniger gegeben, da ein Anwelken auf dem Feld aufgrund des hohen Wassergehaltes schwierig ist. Zudem sind die Schmutzanteile im Futter oft sehr hoch. Eine Frischfuttervorlage oder Beweidung ist hingegen problemlos möglich.

Sollen greeningfähige, winterharte Zwischenfruchtmischungen im Herbst nicht mehr genutzt werden, sollte der Aussaattermin so spät wie möglich erfolgen. Die Aussaatzeiten für Welsches Weidelgras und Mischungen mit Klee-/Wickenarten als Winterzwischenfrucht liegen, je nach Region, zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Grünroggen (nicht greeningfähig) sollte vor dem Winter bestocken, sodass die Aussaatzeiten Ende September bis Anfang Oktober liegen sollten, also 10 bis 14 Tage vor der Bestellung von Winterroggen zur Körnernutzung. Insbesondere auf den leichten, sandigen Standorten des Münsterlandes hat der Grünroggen gegenüber Welschem Weidelgras eine größere Ertragssicherheit und –stabilität.

Bei guter Wasser- und Nährstoffversorgung lassen sich beim Welschen Weidelgras im Winterzwischenfruchtanbau 40 bis 60 dt/ha TM ernten, bei Grünroggen 50 bis 70 dt/ha TM.

Düngung Winterzwischenfrüchte

Unter der Prämisse später Aussaattermine der Winterzwischenfrüchte ist das Aufnahmepotenzial von überschüssigem Stickstoff im Herbst gegenüber Frühsaaten deutlich vermindert. Durch die lange Trockenheit fanden im Boden in den letzten Wochen kaum N-Mineralisierungsprozesse statt; der Stickstoff wurde gewissermaßen konserviert. Setzen im Spätsommer und Herbst Niederschläge ein, kann es zu erheblichen Mineralisierungsschüben kommen, insbesondere dann, wenn der Stickstoff von der Vorkultur trockenheitsbedingt nicht hinreichend aufgenommen wurde.

Entsprechend der Greening-Vorgaben gibt es hinsichtlich der Nutzung und Düngung der Winterzwischenfrüchte im Frühjahr nach dem 15. Februar keine Beschränkungen mehr, sodass eine ertragsorientierte Stickstoffdüngung entsprechend der Düngebedarfsermittlung zu empfehlen ist. Kleeanteile in der Mischung und deren N-Bindungspotenzial, sind hierbei entsprechend zu berücksichtigen.

Vorsicht vor Herbizidwirkstoffen

Dort, wo im Frühjahr im Getreide Sulfonylharnstoffe eingesetzt wurden, vor allem beim Einsatz von Atlantis, kann es bei nachfolgenden zweikeimblättrigen Zwischenfrüchten zu einem verminderten Auflaufen oder zu unzureichendem Wachstum kommen, siehe LZ-Ausgabe 29, Seite 25. Die Empfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff betrifft in erster Linie kruzifere Zwischenfrüchte wie Senf oder Ölrettich. Auch Ramtillkraut soll empfindlich reagieren. Kleearten sind etwas weniger empfindlich. Vergleichsweise unempfindlich reagieren hingegen Phacelia und Rauhafer. Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit wurde Sulfonylharnstoff wahrscheinlich nur unzureichend abgebaut. Dies trifft in besonderem Maße auf leichte und humusarme Standorte zu. Unter diesen Bedingungen wird eine tiefe, wendende Bodenbearbeitung empfohlen.

Sollen Weidelgräser oder Grünroggen nach früh räumendem Mais angebaut werden, kann es möglicherweise zu Auflauf- und Wachstumsproblemen kommen, wenn im Frühjahr die Herbizide MaisTer power und Aspect oder MaisTer power Aspect Pack eingesetzt wurde. Auch hier kann wegen der lange anhaltenden Trockenheit ein unzureichender Wirkstoffabbau vorliegen. Wenn andere Herbizide eingesetzt wurden, sollte man sich im Zweifel beim Hersteller rückversichern, ob es zu Unverträglichkeiten kommen kann.