Streptokokkeninfektionen und PRRS-Infektionen

Streptokokkeninfektionen

In den letzten 9 - 12 Monaten bereiten Streptokokkeninfektionen in der Schweinehaltung verstärkt Probleme. Betroffen ist in erster Linie die Ferkelaufzucht aber auch in der Mast treten Verluste durch Streptokokken auf.

Streptokokken sind Bestandteile der natürlichen Keimflora des Schweines. Man findet sie z. B. auch auf den Rachenmandeln gesunder Schweine. Probleme treten auf, wenn es zu einer Absiedlung der Streptokokken über die Blutbahn kommt. Sie gelangen auf diesem Wege in Lunge, Gelenke, Gehirn, Herzbeutel, siedeln sich an, vermehren sich und führen zu Entzündungsprozessen, die für die typischen Krankheitsbilder der Streptokokkeninfektion verantwortlich sind.

Zu einer Absiedlung kommt es nur, wenn

  1. Eintrittspforten vorhanden sind und
  2. die körpereigene Abwehr die Erreger nicht eliminieren kann.

Eintrittspforten sind z. B. die Nabelwunde, Schürfwunden an den Karpalgelenken, Kastrationswunden, Wunden nach Rangordnungskämpfen, frisch kupierte Schwänze und besonders abgekniffene Zähne. Hierzu ist anzumerken, dass das Abkneifen der Zähne nach dem Tierschutzgesetz nicht mehr zulässig ist. Dass das Abwehrsystem Streptokokken nicht eliminieren kann, hat meistens einen oder mehrere der folgenden Gründe.

  1. Es handelt sich um Ferkel von Jungsauen die noch nicht hinzureichend an die in die Bestandsflora adaptiert waren. Diese bekommen nicht ausreichend schützende maternale Antikörper obwohl die Biestmilchversorgung funktioniert hat.
  2. Die Ferkel hatten in den ersten Lebenstagen keine ausreichende Biestmilchversorgung, weil die Sau nicht Milch genug gab oder sie keinen Zugang zum Gesäuge hatten.
  3. Es wurden Ferkel verschiedener Herkünfte gemischt, so dass das Abwehrsystem der Tiere mit Streptokokkenstämmen konfrontiert wird, gegen die es noch keine Antikörper gebildet hatte.
  4. Die Tiere sind Stress ausgesetzt, der z. B. entsteht durch Überlegung, Untertempera tur, Rangkämpfe etc. Eine besonders empfindliche Phase für das Auftreten von Streptokokkenerkrankungen sind die ersten Wochen der Ferkelaufzucht, weil in dieser Zeit der Schutz durch maternale Antikörper abnimmt und erst allmählich eigene Antikörper gebildet werden.

Als Konsequenz sind folgende Punkte zu beachten, um dem Auftreten von Streptokokkenerkrankungen vorzubeugen:

  1. Jungsauen behutsam über 6 Wochen in die Herde eingliedern
  2. Frühkastration der Ferkel
  3. Zähne schleifen
  4. Nabeldesinfektion
  5. Gabe von Langzeitpenicillin am 1. LT und/oder mit der Kastration
  6. Strikte Einhaltung des Rein- Raus- Systems in allen Produktionsstufen
  7. Vorheizen der Abteile 24 h vor der Belegung
  8. Optimale Belegdichte 0,3 qm/Absatzferkel 0,8 qm/Mastschwein
  9. Stallgestaltung optimieren
  10. In Problembeständen Schutzimpfung der Muttersauen mit stallspezifische Streptokokkenvakzine

PRRS-Infektionen bei Absatzferkeln und Mastschweinen

Das PRRS-Virus vermehrt sich in den Alveolarmakrophagen (Abwehrzellen der Lungenbläschen). Dadurch schwächt es das Immunsystem. Als Folge davon beobachtet man im Zuge von PRRS-Erkrankungen immer eine Zunahme diverser bakterieller Sekundärinfektionen. Besonders die in jedem Bestand vorkommenden Streptokokken verursachen dann zum Teil schwerwiegende Verluste.

Seit einigen Jahren ist eine Schutzimpfung gegen PRRS möglich.

Ferkel sollten zu einem Zeitpunkt geimpft werden, der vor dem im jeweiligen Bestand ermittelten Termin der Feldvirusinfektion liegt. Das heißt, es sind tendenziell Termine um den Absetztag zu bevorzugen. Wenn gesichert ist, daß sich seronegativ angelieferte Ferkel erst im Mastbestand im Laufe der Mast infizieren, dann ist eine Impfung auch zum Einstallen in die Mast noch sinnvoll.

Autor: Dr. Theodor Schulze-Horsel