Paratuberkulose

Die Paratuberkulose ist eine Infektionskrankheit der Rinder und anderer Wiederkäuer mit weltweiter Verbreitung und Bedeutung. Dabei hat ihr klinischer Verlauf einige Besonderheiten aufzuweisen:

Typische Krankheitsmerkmale der Paratuberkulose beim Rind sind wochen- bis monatelang anhaltende Durchfallerscheinungen, die unter zunehmender Abmagerung der betroffenen Tiere letztlich immer tödlich enden. Der schwarzbraune, übelriechende Kot ist charakteristischerweise, aber nicht in allen Fällen, mit kleinen Gasblasen durchsetzt. Auffallend ist, dass die Fresslust der erkrankten Tiere trotz des starken Durchfalls lange erhalten bleibt. Derartige Krankheitsausbrüche stellen aber nur die Spitze des Eisberges dar. Die meisten mit dem Paratuberkulose-Erreger infizierten Kühe bleiben nämlich über Jahre hinweg klinisch unauffällig, erkranken zum Teil sogar überhaupt nicht. Trotzdem ist bei ihnen schon lange vor dem eigentlichen klinischen Krankheitsausbruch von einer Leistungsdepression auszugehen.

Entscheidend für die Verbreitung der Erkrankung ist, dass diese äußerlich gesunden aber dennoch infizierten Tiere den Erreger ausscheiden und damit andere Tiere anstecken können. Krankheitserscheinungen werden bei infizierten Tieren im allgemeinen erst dann ausgelöst, wenn diese besonderen Belastungen unterliegen. Häufig ist dies gegen Ende der Trächtigkeit oder kurz nach dem Abkalben der Fall, grundsätzlich aber nicht bei Tieren jünger 24 Monaten. In Paratuberkulose-infizierten Herden erkranken in unregelmäßigen Abständen in der Regel nur einzelne Tiere, selten mehrere gleichzeitig. Abhängig vom Infektionsdruck und den betriebsspezifischen Besonderheiten eines Bestandes kann die Verlustrate jedoch auf 20 % der Kühe, in Einzelfällen noch deutlich mehr, ansteigen. Laufstallhaltung, insbesondere mit den Jungtieren unter einem Dach, wirkt sich begünstigend für die Verbreitung der Paratuberkulose innerhalb eines Bestandes aus, da bei dieser Haltungsform ein intensiverer Erregeraustausch zwischen den Tieren (vor allem durch Aufnahme kontaminierten Kotes) stattfinden kann. Kommen zudem noch Stressfaktoren, beispielsweise eine starke Überbelegung des Stalles hinzu, erkranken infizierte Tiere in vergleichsweise frühem Lebensalter und in gehäufter Anzahl.

Heute ist davon auszugehen, dass der Erreger Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) ein - bisher in Art und Umfang - noch nicht endgültig geklärtes zoonotisches Potential im Zusammenhang mit dem Morbus Crohn des Menschen hat (Collins 2016). Dies führt dazu, dass die Molkereiwirtschaft einerseits hier einen gewissen Druck aus der Richtung des Verbraucherschutzes bekommt, andererseits einzelne Molkereien aber auch vor allem am Exportmarkt versuchen, sich über ihr Paratuberkulose-Engagement von den Mitbewerbern abzugrenzen.

Neben diesen Marktverschiebungen gibt es noch die direkten wirtschaftlichen Verluste für den Milcherzeuger, resultierend aus Milchmengendepressionen und gegebenenfalls auch vorzeitigen Tierverlusten, die eine Kontrolle der Paratuberkulose sinnvoll erscheinen lassen!

Übereinstimmend von allen bislang erfolgreichen Programmen kann auf die Bedeutung von begleitenden Biosicherheitsprogrammen bei jeder Form der Paratuberkulosekontrolle hingewiesen werden (Collins 2016, Donat 2016). Ein großer Missstand ist dagegen das Fehlen von verbindlich zumindest unverdächtigen Tieren im Handel für die eigene Remontierung sanierender Betriebe sowie zur Reduktion der Verschleppung innerhalb einer Region (Collins 2016).

Dazu kommen noch die Probleme seitens der Diagnostik, sei es die vergleichsweise unzulängliche Spezifität und Sensitivität der Serologie und ihre Unbrauchbarkeit bei unter 24 Monate alten Tieren oder der direkte Erregernachweis mit seinem vergleichsweise hohem Aufwand und der Gefahr, auch passagere Ausscheider zu detektieren.

Basierend auf diesen Rahmenbedingungen erscheint es sinnvoll, nur solche Ansätze der Paratuberkuloseüberwachung zu verfolgen, die neben hygienischen Optimierungen in den Betrieben parallel durch geeignete Untersuchungsverfahren eine verlässliche Sicherheit für den Zuchttierhandel ausweisen können. Einzeltierdiagnostik dürfte absehbar entweder unzulänglich oder zu aufwändig bleiben. Diese Einschätzung des Autors soll durch die folgende Grafik verdeutlicht werden:

Vergleich von Paratuberkulose-Kontrollansätzen

Literaturquellen:

  • Collins M 2016: Keynote Lecture, WBC Proccedings, pp. 44
  • Donat K 2016: WBC Proceedings, p 202

Autor: Dr. Peter Heimberg