Staudenknöteriche - die unterschätzten Problempflanzen

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Im August erscheinen beim Staudenknöterich die weißen Blütenstände, an denen er gut zu erkennen ist


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Ein jetzt noch kleiner Bestand von Staudenknöterich an einem Feldrand. Fotos: Frank Reichel


Staudenknöteriche breiten sich in Nordrhein-Westfalen zunehmend aus. Anfangs noch unbemerkt, ist inzwischen kaum zu übersehen, wie rasant sich dieser invasive Neophyt immer weiter verbreitet und dabei die einheimische Flora verdrängt.

In den letzten Jahren rücken die Probleme mit der Verkehrssicherheit im Straßenbereich und an Bahndämmen, die massive Ausbreitung im Natur- und Landschaftsschutz sowie die Ufererosionen im Gewässerbereich in den Blickpunkt. Aber auch in Dörfer und Städte hinein verbreiten sich die Staudenknöteriche immer weiter. Betroffen sind dabei oft wenig genutzte Flächen wie Industriebrachen und Ausgleichsflächen; aber auch Parkanlagen, Spielplätze und Privatgärten werden vermehrt von den Problempflanzen bewachsen.

Folglich häufen sich Anfragen zur Bekämpfung der Staudenknöteriche. Die meisten Anfragen werden aber erst gestellt, wenn sich dieser invasive Neophyt schon flächig ausgebreitet und dominante Bestände gebildet hat. Dann ist eine Bekämpfung sehr schwierig und wird nur selten durchgeführt. Umso wichtiger ist es daher, durch Aufklärung und achtsamen Umgang einer massiven Ausbreitung dieser Problempflanzen vorzubeugen. Auf keinen Fall sollten Staudenknöteriche noch angepflanzt werden, auch wenn sie über einige Quellen immer noch für den Garten angeboten werden!

Unter dem Begriff Staudenknöteriche werden bei uns der häufig vorkommende Japanische Staudenknöterich (Japan-Knöterich, Fallopia japonica), der nicht ganz so häufigen Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) und eine Kreuzung der beiden Arten, der Böhmische Staudenknöterich (Fallopia x bohemica) zusammengefasst.

Eingeführt wurden der Japanische und der Sachalin-Staudenknöterich bereits im 19. Jahrhundert als Zierpflanze, als Deckungspflanze und auch zur Böschungsbegrünung. Die Kreuzung Böhmischer Staudenknöterich ist wahrscheinlich viel später in Europa entstanden und noch nicht so lange bekannt.

Alle Staudenknöteriche besitzen ein ausdauerndes unterirdisches Rhizomgeflecht, aus dem im Frühjahr die zwei bis vier Meter hohen Triebe mit hohlen Stängeln wachsen. Die ovalen Blätter sind je nach Art von 20 bis 40 cm lang und nach vorn leicht zugespitzt. Relativ spät im Juli bis August erscheinen die vielen weißen Blütenstände; dann sind die Pflanzen leicht in der Landschaft zu erkennen. Da bei uns anscheinend fast nur weibliche Pflanzen existieren, entstehen zwar viele kleine Früchte mit Flügeln, die aber keine keimfähigen Samen enthalten. Beim ersten Frost sterben die Blätter und Triebe sofort ab, die kräftigen Triebe verrotten nur langsam und man kann sie bis ins nächste Jahr noch sehen.

Verbreitung über Rhizome

Die Verbreitung der Staudenknöteriche erfolgt in der Regel über Rhizomteile, die mit jeder Bodenbewegung verteilt werden können. Weniger bekannt ist die Verbreitung über Sprossteile, die unter guten Bedingungen an jedem Knoten bewurzeln und neue Pflanzen hervorbringen können. Daher ist eine weitere Ausbreitung durch Verschleppung von Rhizomteilen mit Bodenmaterial und durch Sprossteile beim Mähen unbedingt zu verhindern.

Kleine Anfangsbestände, beispielsweise nach Erdbewegungen oder Neuanlage von Flächen, lassen sich noch durch Ausgraben der Rhizome oder konsequentes Herausreißen aller Triebe bekämpfen. Werden diese neuen Bestände nicht direkt am Anfang bekämpft, breitet sich der Staudenknöterich innerhalb weniger Jahre stark aus. Dann ist eine regelmäßige Mahd alle 3 – 4 Wochen notwendig, wobei das Schnittgut am besten entfernt wird. Auf jeden Fall sollte man das Schnittgut nicht auf benachbarte Flächen verschleppen, sonst können dort auch wieder neue Pflanzen entstehen. Über Jahre kann man so die Bestände zurückdrängen. Noch aufwändiger ist ein kompletter Bodenaustausch von mindestens einem Meter Tiefe - bei alten Beständen zum Teil bis zwei Meter. Gerade dieser mit Rhizomen belastete Boden muss dann entsorgt werden und darf nicht als Mutterboden wieder auf andere Flächen verteilt werden.

Chemisch bekämpfbar?

Eine chemische Bekämpfung des Staudenknöterichs kommt derzeit grundsätzlich nicht in Frage. Die Zulassungen von systemisch wirkenden Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung des Staudenknöterichs sind ausgelaufen.

In besonderen Ausnahmefällen können dennoch Sondergenehmigungsverfahren zur chemischen Bekämpfung in Frage kommen.

Was ist mit Igniscum?

Im Rahmen der Nutzung als mehrjährige Energiepflanze werden derzeit Versuche mit einer speziellen Züchtungsform „ Igniscum“ gemacht, die standorttreu sein soll und sich nicht so stark ausbreitet. Dieses gewerbsmäßige Anpflanzen sollte man aber auch kritisch im Auge behalten.

Weiterführende Informationen zu Staudenknöterichen:

Autor: Detlev Moeller, Frank Reichel