Projekt „Zukunftsforum Urbane Landwirtschaft“

Feld in der Stadt EssenBild vergrößern
Landwirtschaftliche Flächen haben in Ballungsräumen für das Landschaftsbild, den Naturhaushalt und zur Erholung eine wichtige Bedeutung

Weltweit wächst die Zahl verdichteter Ballungsräume. Größter deutscher Ballungsraum ist die Metropolregion Ruhrgebiet – eine Region die sich ständig weiter verstädtert. Durch diese Verstädterung und den Verlust von Produktionsflächen stehen Landwirtschaft und Gartenbau im Ruhrgebiet unter einem besonderen Druck. Dabei ist die Landwirtschaft in diesem Ballungsraum der größte Flächennutzer mit einem Anteil von ungefähr 40%; aber ihre Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sind durch die städtischen Umgebungen stark eingeschränkt. In ihrer Ausprägung zeigt sie ein sehr uneinheitliches Bild. Einerseits gibt es Betriebe, die für den Weltmarkt produzieren, andererseits sind Landwirte hier oft Dienstleister, weil sie sich den regionalen Gegebenheiten angepasst und die darin liegenden Chancen genutzt haben. Aber auch die Landschaft zu pflegen gehört zu den Erwerbsmöglichkeiten der Landwirte im Ruhrgebiet.

In den Medien und der Öffentlichkeit wird „Urbane Landwirtschaft“ vielfach mit dem Gärtnern von Stadtbewohnern verbunden, das gerade eine Renaissance erlebt, oder es werden innovative Konzepte aus Wissenschaft, Forschung und Planung mit der urbanen Landwirtschaft in Beziehung gesetzt. In diesem Kontext werden die Begriffe urbanes Gärtnern, Stadtlandwirtschaft, urban farming und urban gardening häufig synonym verwendet.

Mit dem Projekt „Zukunftsforum Urbane Landwirtschaft“ der Landwirtschaftskammer NRW befasst sich erstmalig eine landwirtschaftliche Einrichtung eingehend mit dem Thema „Urbane Landwirtschaft“ aus Sicht von Landwirtschaft und Gartenbau. Das Projekt läuft von 2011 bis 2014 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Nachhaltiges Landmanagement“ gefördert. Betrachtet wird im Rahmen des Projektes die Metropolregion Ruhr. Sie reicht vom Kreis Wesel im Westen bis zur Stadt Hamm im Osten und entspricht dem Gebiet des Regionalverbandes Ruhr.

Was ist urbane Landwirtschaft?

Durch das Projekt wird das Thema „Urbane Landwirtschaft und Gartenbau“ erstmalig praxisorientiert bearbeitet, statt wie bisher nur aus soziokultureller und planerischer Sicht. Die nachfolgende Definition urbaner Landwirtschaft ist ein erstes Ergebnis der laufenden Projektarbeit. Sie liefert einen Ansatz, der Landwirtschaft und Gartenbau in den Mittelpunkt des Begriffs der urbanen Landwirtschaft stellt und somit den Schwerpunkt auf eine professionelle, erwerbsmäßig betriebene Landwirtschaft unter Einbeziehung der Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales legt.

„Urbane Landwirtschaft umfasst professionelle landwirtschaftliche und gartenbauliche Aktivitäten in und am Rande von städtischen Verdichtungsräumen. (Welt-)marktorientierte Landwirtschaft ist in urbanen Räumen ebenso vertreten wie die charakteristische Kombination von einer auf den städtischen Raum ausgerichteten spezialisierten und diversifizierten Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte mit einer Vielzahl landwirtschaftsnaher Dienstleistungen. Städte und ihre Agglomerationsbereiche erfordern eine besonders angepasste Multifunktionalität der Landwirtschaft. (Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen 2011)“

Mit welchen Themen befasst sich das Projekt?

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung von Landwirtschaft und Gartenbau in der Projektregion ist die Erhaltung der landwirtschaftlichen Fläche ein zentrales Thema.

Lange galten landwirtschaftliche Flächen bei Planern und Stadtentwicklern als Flächenreserve für (städtische) Entwicklungskonzepte und Planungsprozesse. Der in diesem Projekt verfolgte neue Ansatz richtet sich auf wirtschaftliche Belange und tatsächliche Zwänge der Landwirtschaft in diesem urbanen Ballungsraum. Nur wenn diese mit landwirtschaftlichem Sachverstand betrachtet werden, kann der landwirtschaftliche (Frei)Raum in eine erfolgreiche und vor allem nahhaltige urbane Kulturlandschaft eingebunden werden. Die besondere Bedeutung der Landwirtschaft als Wirtschaftskraft und als Flächennutzer soll der Gesellschaft - von der Bevölkerung bis zum Politiker - aufgezeigt werden. Dabei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund.

Was ist eigentlich Landwirtschaft in urbanen Räumen? Welche positiven und negativen Kennzeichen charakterisieren diese Landwirtschaft in und am Rande von städtischen Verdichtungsräumen? Welche Ideen, Konzepte und Strategien können gemeinsam mit landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Unternehmern gesammelt und entwickelt werden, um die urbanen Besonderheiten zu nutzen? Wie werden die landwirtschaftlichen Belange besser von Institutionen, Planern und Gesellschaft wahrgenommen und berücksichtigt? Wie kann man die Landwirtschaft einbinden in die Konzepte eines nachhaltigen Landmanagements?

Welche Ziele verfolgt das Projekt?

Das Projekt knüpft an die Arbeit der Landwirtschaftskammer NRW im Rahmen der Entwicklung des Emscher Landschaftsparks und der Landwirtschaft in der Metropole Ruhr an. Es soll eine Zukunftsstrategie für landwirtschaftliche Betriebe im urban geprägten Ruhrgebiet entwickeln, also für eine professionelle urbane Landwirtschaft in der Zukunft. Dabei werden Konzepte zur Entwicklung und Umsetzung einerurbanen Landwirtschaft aus landwirtschaftlicher Sicht gestaltet.

Da die urbane Landwirtschaft mit vielfältigen Themen verknüpft ist, müssen fachliche sowie regionale Experten und Akteure zusammenkommen und alle wichtigen Themen zusammen getragen werden. Dafür ist ein Netzwerk erforderlich, das durch einen offenen und schrittweisen Aufbau Landwirtschaft, Verwaltung, Politik und auch die Wissenschaft einbezieht. So sollen sich Stellenwert und Wahrnehmung der Landwirtschaft verbessern, um in Planungsfragen, im politischen Diskussionsprozess und bei wirtschaftlichen Themen als gleichwertiger Partner wahrgenommen zu werden.

Wichtiges begleitendes Medium des Teilprojekts ist die Entwicklung des „Zukunftsforum Urbane Landwirtschaft“ für die Bereitstellung von Informationen und den Austausch von beteiligten Netzwerkakteuren, also z.B. Landwirten, Gärtnern, Entscheidungsträgern aus Politik und Planung, Bürgern, usw. Inhaltlich verfolgt das Projekt folgende Ziele:

  • Verdeutlichen des Stellenwerts der Landwirtschaft in urban geprägten Kulturlandschaften im Zusammenhang mit der Entwicklung eines nachhaltigen Landmanagements
  • Bearbeitung der spezifischen Fragestellungen und Vertretung der landwirtschaftlichen Belange gegenüber Planern und politischen Entscheidungsträgern.
  • Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger für die landwirtschaftlichen Belange, damit eine erfolgreiche zukunftsfähige Landwirtschaft dauerhaft in urbanen Räumen Bestand hat
  • Netzwerkbildung/Integration der LWK in bestehende Netzwerke
  • Entwicklungs- und Umsetzungskonzepte zur Urbanen Landwirtschaft
  • Entwicklung und Betrieb eines über die Projektlaufzeit hinaus bestehenden Internetforums

Weitere Informationen

Kontakt

Rolf Born, Bernd Pölling

Autor: Rolf Born, Bernd Pölling