Stoffliche Nutzung

Hanfernte mit einem Claas JaguarBild vergrößern
Hanfernte


Formpressteil aus NaturfasernBild vergrößern
Formpressteil aus Naturfasern


Nach dem Aktionsplan der Bundesregierung zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe vom August 2009 wurden in Deutschland im Jahr 2007 rund 3,6 Mio. t landwirtschaftlicher Rohstoffe stofflich genutzt.

Stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen ohne Holz in Deutschland 2008

Rohstoffgruppe Rohstoff 2007 2008 vorläufig
Fette und Öle Fette und Öle 1 450 1 450
Kohlenhydrate Stärke 934 886
Zucker 102 136
Chemiezellstoff 312 300
Naturfasern 160 160
Sonstige Proteine 53 45
Sonstige 620 599
Insgesamt   3 631 3 576

Angaben in Tausend Tonnen
Quelle: FNR; Stand: Dezember 2009

Mit rund 2,7 Mio. t bildet die chemische Industrie den wichtigsten Anwendungsbereich. Es wird davon ausgegangen, dass die Absatzmöglichkeiten in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen. Dabei werden größere Zuwachsraten bei den biobasierten Werkstoffen einschließlich der naturfaserverstärkten Kunststoffe gesehen. Die deutsche Industrie verarbeitet jährlich rund 1,45 Mio. t pflanzliche Öle und tierische Fette für oleochemische Anwendungen. Fette und Öle sind wichtige Rohstoffe für die Herstellung von biobasierten Tensiden und Schmierstoffen, unter anderem Hydrauliköle und Schalungstrennmittel, Polymere und Polymeradditive sowie Lacke und Farben. Für die Herstellung von Tensiden werden 430 000 t Öle, hauptsächlich Palmkern- und Kokosöl, eingesetzt. Biobasierte Schmierstoffe werden vor allem aus Rapsöl, Sonnenblumenöl und tierischen Fetten hergestellt. Bioschmierstoffe haben ökologische Vorteile, da von ihnen deutlich geringere Gefahren für die Gewässer ausgehen als von mineralischen Schmierstoffen.

Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen können Kunststoffe und Plastikmaterialien aus fossilen Rohstoffen ersetzen, zum Beispiel in Verpackungen und Folien. Ausgangsprodukte für biobasierte Kunststoffe sind Zucker und stärkehaltige Kulturen wie Kartoffeln, Getreide und Mais.

Bei den naturfaserverstärkten Kunststoffen werden an Stelle von Glas- oder Kohlefasern Pflanzenfasern zum Beispiel aus Hanf, Flachs, Sisal und Jute verwendet. Solche Produkte sind beispielsweise für die Innenausstattung im Fahrzeugbau geeignet. Aus WoodPlastic Composites, einem Gemisch von herkömmlichen Kunststoffen mit Holzmehl, werden verschiedene Baumaterialien hergestellt.

In Nordrhein-Westfalen hat sich der Anbau von Hanf zur Fasergewinnung bisher nicht durchgesetzt. Hanf war von 1982 bis 1996 wegen der Gefahr der Rauschmittelgewinnung in Deutschland verboten. Danach wurde der Anbau von Hanf mit neuen THC-armen Sorten mit seinen Möglichkeiten zur industriellen Verwertung intensiver untersucht. Der in Deutschland angebaute Hanf wird vor allem zu umweltfreundlichen Dämm- und Dichtungsstoffen verarbeitet.

Von 1995 bis 2005 wurden im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung des Anbaus und der Verwertung von Hanf e. V. Versuche zum Anbau und zur Erntetechnik von Hanf durchgeführt. Ergebnisse und Entwicklungen wurden zudem auf den NRW-Hanftagen vorgestellt. 2005 und 2006 hat sich die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Rahmen eines grenzüberschreitenden Interreg IIIA-Projektes zusammen mit niederländischen Partnern an einem Projekt zum Hanfanbau zur Textilproduktion beteiligt und dabei auf einigen Praxisflächen im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick Anbau- und Erntetechniken erprobt.