Kurzumtriebsplantagen

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Ernte einer Kurzumtriebsplantage


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Pappelaufwuchs einer Kurzumtriebsplantage


Holz nimmt bei der energetischen Verwertung von Biomasse den größten Anteil ein. In Anbetracht der wachsenden Holznachfrage wird neben der Bereitstellung über Waldrestholz die Möglichkeit gesehen, über Kurzumtriebsplantagen einer Holzverknappung entgegenzuwirken. Kurzumtriebsplantagen haben eine gute Energieumwandlungsrate und durch den geringen Einsatz von Produktionsmitteln geringe CO2-Vermeidungskosten. Im Bundesgebiet wurden 2010 auf rund 5 000 ha nachwachsende Rohstoffe auf Kurzumtriebsflächen angebaut. Derzeit laufen an vielen Stellen umfangreiche Aktivitäten, diese Kulturen stärker zu verbreiten. Bei der Anlage solcher Kulturen müssen die Vor- und Nachteile genau geprüft werden, unter welchen Bedingungen und auf welchen Standorten ein Anbau möglich ist.

Pappeln und Weiden sind die am häufigsten verwendeten Gehölze für eine Energieholzproduktion im Kurzumtrieb, da ihre Bodenansprüche relativ gering sind. In Nordrhein-Westfalen werden zurzeit runde 130 ha mit Schwerpunkt in Ost-Westfalen angebaut.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat zusammen mit anderen Versuchseinrichtungen im Rahmen des bundesweiten Verbundprojektes ProLoc Versuche zu Kurzumtriebspflanzen durchgeführt. Dabei wurden an den Standorten in Borlinghausen im Kreis Höxter, in Dollendorf in der Eifel und im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse als Ackerstandort Fragestellungen zum Anbau von Pappeln und Weiden bearbeitet. Auf dem Ackerstandort zeigte sich eine starke Verunkrautung. Auf dem Tockenstandort in der Eifel wurden zum Teil schlechte Anwuchsraten festgestellt. Auch der Landesbetrieb Wald und Holz hat in Zusammenarbeit mit dem Waldbauinstitut der Universität Freiberg und den Firmen RWE und P&P auf Forstflächen in den Kreisen Paderborn, Gummersbach und Wesel verschiedene Versuche mit Pappeln, Weiden und Robinien angelegt.

Auf den landwirtschaftlichen Flächen konnte bei den bisherigen Versuchen zu Kurzumtriebsplantagen in Nordrhein-Westfalen keine befriedigende Masseleistung der verwendeten Pflanzen erreicht werden.

Für betriebswirtschaftliche Überlegungen ist derzeit bei Kurzumtriebsplantagen von einem Ertrag von 8 bis 12 t TM/ha und Jahr auszugehen. Mittelfristig wird ein Ertragspotenzial von 15 t TM/ha und Jahr prognostiziert. Das geerntete Material kann für größere Hackschnitzelfeuerungen oder nach Trocknung als Industriepellets verwendet werden.

Die Kosten für die Anlage und Pflege einer KUP bis zur ersten Energieholzgewinnung im dritten Jahr betragen derzeit insgesamt 2 300 bis 3 000 €/ha. Die Nutzungsdauer wird zwischen 25 und 30 Jahren kalkuliert. Bei nachfolgender Nutzungsänderung sind Rekultivierungsmaßnahmen erforderlich. Die Kosten hierfür liegen heute bei rund 1 000 €/ha. Die Ernte- und Transportkosten belaufen sich derzeit auf 25 bis 35 €/t TM. Die Wirtschaftlichkeit einer Kurzumtriebsplantage kann im Vorfeld nur schwer abgeschätzt werden. Neben dem Ertrag je ha und dem Erlös haben auch Nutzungs-, Vermarktungs- und Absatzmöglichkeiten einen entscheidenden Einfluss. Zusätzlich spielen Lagerung, Trocknung oder Eigenbedarfsnutzung eine wichtige Rolle. Nach den bisherigen Erfahrungen liegt die Untergrenze der Wirtschaftlichkeit bei einem jährlichen Ertragszuwachs von 8 bis 10 t TM/ha.

Die nachfolgende Modellkalkulation verdeutlicht die Bedeutung des durchschnittlichen jährlichen Ertragszuwachses und des erzielbaren Verkaufserlöses beim Hackschnitzelverkauf. Dabei wurde in Anlehnung an Berechnungen des Kompetenzzentrums Hessische Rohstoffe (HERO) e.V. von einer 24-jährigen Gesamtnutzungsdauer mit einer Umtriebszeit von drei Jahren ausgegangen.

Durchschnittliche jährliche Deckungsbeiträge je Hektar beim Verkauf von Hackschnitzeln aus einer Kurzumtriebsplantage

Ertragsniveau Deckungsbeitrag je ha in € bei einer Marktleistung von
60 €/t TM 70 €/t TM 80 €/t TM 90 €/t TM
10 t TM/ha/a
(bei 6 % Ernteverlust 9,4 t)
- 30 65 160  255
12 t TM/ha/a
(bei 6 % Ernteverlust 11,28 t)
35 145 260 370
14 t TM/ha/a
(bei 6 % Ernteverlust 13,16 t)
95 225 360 500

Die Werte liegen unter den Ansätzen für durchschnittliche Getreide- oder Rapserträge. Daher kommen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ertragsfähige landwirtschaftliche Nutzflächen für eine Anlage von KUP derzeit nicht in Betracht. In Frage kommen kleine Flurstücke, ungünstig geformte, hängige, steinige oder zur Vernässung neigende Flächen.

Die weitere Anbaubauentwicklung wird neben den züchterischen Fortschritten bei den verwendeten Baumarten auch stark von der allgemeinen Preisentwicklung bei Holzhackschnitzeln beeinflusst.