Landessortenversuche Speisekartoffeln 2012

Kartoffeln mit AuflaufschwierigkeitenBild vergrößern
Noch Mitte Juni liefen die letzten Speisekartoffeln auf.

Späte Speiseware mit deutlichen Knollenproblemen

Auch wenn alle Kartoffeln geerntet und eingelagert sind, lassen sich immer noch nicht für alle Besonderheiten, die das Jahr mitbrachte, Erklärungen finden. Fest steht, dass es in diesem Jahr zu ganz anderen Wachstumsbedingungen wie im Vorjahr kam. Zu Beginn der Pflanzzeit herrschte 2011 eine stabile Hochdruckwetterlage über mehrere Wochen, die ideale Bestellbedingungen schuf. In diesem Jahr wechselten sich Schauern mit trockenen Abschnitten ab, was immer wieder zu Unterbrechungen bei den Auspflanzungen führte. Ab Mitte März wurde aber im breiten Umfang Anschluss- und Lagerware ausgepflanzt und bis Mitte April waren die meisten Bestände in der Erde. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass einzelne Bestände noch bis weit in den Mai gelegt wurden. Witterungsbedingt verlief die weitere Entwicklung der Bestände zögerlich mit häufigen Nachtfrösten. Der letzte traf die Kartoffeln in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai für die Region sehr spät und führte bei den im März gelegten Beständen zu Blattverlusten. Je nach Sorte und Pflanzterminen liefen die letzten Knollen erst spät im Juni auf, zu einem Zeitpunkt, da einzelne Frühkartoffelflächen bereits geräumt waren.

All diese Startschwierigkeiten ließen eine verhaltene Knollenentwicklung erwarten und dementsprechend wurde der Knollengröße in den späten Sorten zu Beginn der Blüte noch keine Beachtung geschenkt. Umso überraschender waren die ersten Feldbegehungen Mitte Juli, wo einzelne Sorten des Anschlussbereichs bereits hohe Anteile an Übergrößen gebildet hatten, obwohl die Bestände noch grün im Laub waren. Weswegen kam es bereits so früh und nach kurzer Vegetationszeit zu so großen Knollen? Die Grundlagen wurden bereits durch das kühle und feuchte Frühjahr gelegt, welches alle Voraussetzung für ein schnelles Wachstum der Knollen bot. Kein Wassermangel wie in 2011, helle Tage und kühle Nächte garantierten eine hohe Stärkebildung und auch die Krankheitsseite bremste die Entwicklung zu Beginn nicht. Daher wurden viele Kartoffelbauern von der Entwicklung ihrer Bestände überrascht und leiteten bereits ungewöhnlich früh reiferegulierende Maßnahmen ein.

Die Sortenversuche

Wie auch in den Vorjahren, wurden die Sortenversuche nicht gebeizt und gut keimstimuliert mit dem Halbautomaten gelegt. Daher zeigen die Sorten auch mehr Knollensymptome als in der Praxis, was aber für eine genaue Sortencharakterisierung von Vorteil ist. Gepflanzt wurde in Buir zwischen dem 29. März und dem 3. April unter guten Bedingungen und in Waldniel verspätet am 19. April. Trotz der zögerlichen Entwicklung der Bestände, war das Knollenwachstum schnell, so dass in den Sortenversuchen in Kerpen-Buir und auch in Waldniel nach nur 76 Tagen Wachstumstagen nach dem Auflauf mit der ersten Teilgabe die Krautregulierung eingeleitet werden musste. Während bei den frühen Sorten das Laub zu 50 % abgestorben war und die Maßnahme zeitlich passte, zeigten die späten Sorten in der mittefrühen Reifegruppe noch keinerlei Blattaufhellungen und hatten vereinzelt sogar noch Blüten. Auf beiden Standorten waren die Erträge vor den Abzügen gut bis sehr gut, verringerten sich aber deutlich nach Berücksichtigung der Knollenmängel. Wie auch schon bei den Frühkartoffeln werden die Sorten ab diesem Jahr unterschiedlich sortiert: Die runden bis ovalen Sorten im Sortiermaß 35 bis 65 mm Knollendurchmesser und 30 bis 60 mm für die langovalen bis langen Sorten. Damit passen die Ergebnisse besser zu den Forderungen des Handels, die ebenfalls nach Knollenform trennen und vermarkten. Im Einzelnen wurden dabei folgende Beobachtungen gemacht.

Frühes Sortiment

Annabelle bleibt die mehrjährig geprüfte festkochende Standardsorte im frühen Bereich mit einer breiten Marktbedeutung. Sie zeigte auch in diesem Jahr das gewohnte Bild eines leicht unterdurchschnittlichen Ertrages bei einer sehr ausgeglichenen Sortierung. Der knappe Stärkegehalt von rund 11 % garantiert auch in diesem Jahr eine feste Kocheigenschaft bei mildem Geschmack. Die Knollen bildete eine sehr glatte Schale mit nur leichten Verwachsungen, die auch keine Innenmängel aufwiesen. Lediglich in Partien, die nach der Reife oder Krautregulierung lange in der Erde blieben, häufen sich Rhizoktonia-Symptome in Form von Teerflecken oder dry-core. Auf vielen Betrieben wird Annabelle auch als sehr frühe Sorte angebaut und dürfte daher in den meisten Fällen bereits vermarktet sein. Ein allzu langes Lagern ist auch nicht ratsam, da die Sorte unbehandelt sehr keimfreudig ist und dann schnell an Qualität verliert. Daher bleibt Annabelle erste Wahl in der Empfehlung für den Markteinstieg und den frühen Anschluss mit Schwerpunkt in der Direktvermarktung.

Gala ist die zweite Vergleichssorte und steht für das vorwiegend festkochende Segment. Nach Agria und Belana ist Gala die drittgrößte Speisesorte in Hinblick auf ihre Vermehrungsfläche und in allen Teilen Deutschlands verbreitet. Auch Gala liegt ertraglich auf unterdurchschnittlichem Niveau, bei einer sehr gleichmäßigen Sortierung. Ein weiterer Vorteil ist ihr breite Anbaueignung auf vielen Standorten, und ihre robuste Knolle. In diesem Jahr zeigte sie unter den trockenen Bedingungen des Buirer Standortes sehr viel Schorf und in Waldniel viele Rhizoktonia-Symptome, was eine Vermarktung sicherlich erschwert hätte. Gala bleibt aber für den Markteinstieg über den Handel eine wichtige Sorte, man sollte aber die Standortbedingungen im Auge behalten.

Gunda steht im dritten Prüfjahr und bestätigt ihre Leistung. Die mehlig kochende Sorte hat eine hellgelbe Fleischfarbe und rundovale Knollen und lieferte wieder leicht unterdurchschnittliche Erträge. Die Sortierung ist ausgeglichen mit leichten Übergrößenanteilen und sicheren hohen Stärkegehalten. Unter ungünstigen Bodenbedingungen setzt Gunda die Knollen hoch an und bringt dann vermehrt grüne Knollen. Vom Verbraucher geschätzt wird der gute Geschmack bei einer lockeren, aber nicht zerfallenen Konsistenz. Gunda kann weiterhin als mehlig kochende Sorte empfohlen werden, die sich besonders für den Ab-Hof-Verkauf oder Kleinhandel eignet, wo sie in erster Linie über ihre Qualitätseigenschaften punkten dürfte.

Venezia steht ebenfalls im dritten Prüfjahr und lieferte nach 2011 wieder überdurchschnittliche Erträge auf allen Standorten in NRW. Dabei ist die Sortierung eher kleinfallend mit nur sehr geringem Übergrößenanteil. Die Knollen sind oval, fest kochend und von gelber Fleischfarbe. Der eher niedrige Stärkegehalt garantiert die eine feste Kocheigenschaft und einen milden Kartoffelgeschmack. An der Knolle fielen leichte Rhizoktonia-Symptome in Form von Teerflecken und dry-core und ein wenig Schorf auf. Sonst gefällt Venezia durch eine schöne Knollenoptik mit gelber, glatter Schale und durch einen guten Geschmack. Daher kann die Einschätzung bekräftigt werden, Venezia als interessante Salatsorte für die Direktvermarktung zu platzieren.

Birte lieferte auch in diesem Jahr ein unterdurchschnittliches Ergebnis, was sich so nicht in der Sortenbeschreibung findet. Die rundovalen Knollen sind vorwiegend fest kochend und von tiefgelber Fleischfarbe. Der Stärkegehalt liegt mit 11,6 % für den Sortentyp im mittleren Bereich und die Sortierung ist ausgeglichenen. Die tadellose Knollenoptik der Vorjahre wurde 2012 auf dem trockenen Standort Buir durch Schorf und in Waldniel durch Rhizoktonia getrübt. Großer Vorteile der Sorte dürfte die robuste Knolle sein, die Birte in erster Linie für Handel und Abpackung empfiehlt. Die Prüfung der Sorte ist nach drei Jahren abgeschlossen.

Campina ist landesweit zum zweiten Mal geprüft und lieferte wieder überdurchschnittliche Erträge bei bemerkenswerten 90 % marktfähiger Sortierung ohne nennenswerte Unter- und Übergrößen. Die ovalen Knollen sind fest kochend mit gelber Fleischfarbe. Nach den guten Stärkegehalten im trockenen Jahr 2011 steht Campina im Rheinland mit 10,4 % am unteren Ende des Vergleichs und ist in Westfalen auf dem leichten Sandstandort mit Gülledüngung sogar nur bei 9,2 %. Hier muss man durch gezielte Standortwahl und angepasste Stickstoff- und Kalidüngung entsprechend entgegenwirken. Die Schale ist hell, glatt und ohne Auffälligkeiten, gelegentlich zeigten sich wenige grüne Knollen. Unter den trockenen Bedingungen in Buir traten auch nur 2 % Schorf auf und Rhizoktonia war mit 4 % und 5 % ebenfalls deutlich weniger als bei andern Sorten vertreten. Damit kann der erste positive Eindruck aus dem Vorjahr bestätigt werden und Campina wegen der hohen Ertragsleistung, der robusten Knolle in Verbindung mit einer schönen Optik sowohl für Handel, als auch für die Direktvermarktung empfohlen werden. Es ist aber auch denkbar, dass wegen Vorteile der Sorte einer Vermarktung über den Handel den Vorzug gegeben wird.

Wega steht ebenfalls im zweiten Prüfjahr. Nach dem astronomischen Abschneiden im Vorjahr haben sich die Erträge nicht zuletzt wegen der zeitigen Reifekontrolle etwas reduziert. Mit relativ 111 % und 112 % auf den beiden rheinischen Standorten und 121 % in Westfalen zählt sie aber immer noch zu den ertraglichen Spitzensorten im Speisesegment. Da sie aber sehr großfallend ist, liegen 20 % im Übergrößenbereich, so dass sich der marktfähige Anteil auf knapp über 100 % reduziert. Die ovalen Knollen sind vorwiegend fest kochend mit tiefgelber Fleischfarbe. Wega zeigte sich weitgehend schorftolerant und die Anfälligkeit gegenüber Rhizoktonia ist auch nur mäßig. Sicherlich dem hohen Ertragsvermögen zuzuschreiben ist das vermehrte Auftreten von grünen Knollen. Auch Wega kann wegen der hohen Ertragsleistung und der robusten Knolle besonders im Bereich der Vermarktung über den Handel einiges zugetraut werden. Fidelia wurde - nach dem Probeanbau im letzten Jahr - als langovale, fest kochende und gelbfleischige Sorte der Firma Norika auf allen Standorten geprüft. Das Ertragsergebnis schwankte auf den beiden rheinischen Standorten und in Verbindung mit dem westfälischen Abschneiden ergibt sich ein leicht unterdurchschnittlicher Ertrag. Reizt man den Ertrag aus, steigt der Übergrößenanteil an. Die Stärkegehalte liegen eher im unteren Bereich, ohne die kritische Marke von 10 % zu erreichen. In Buir trat Schorf auf und auf den anderen beiden Standorten zeigte sich eine erhöhte Anfälligkeit für Rhizoktonia. Erste Meldungen aus der Praxis bescheinigen Fidelia einen guten Geschmack. Wegen der unterschiedlichen Ergebnisse auf den Standorten kann keine abschließende Bewertung zu Fidelia ausgesprochen werden, die Sorte wird eher im Bereich der Direktvermarktung gesehen.

Isabelia von der Firma Europlant ist eine ovale, fest kochende Sorte mit tiefgelber Fleischfarbe. Die Ertragsleistung ist durchschnittlich, erhöht sich aber deutlich, wenn nur das marktfähige Segment von 35 bis 65 mm zugrunde gelegt wird. Der Stärkegehalt entspricht mit 11,8 % der vorwiegend festen Kocheigenschaft. Die Knolle zeigte sich sehr schön glatt und nur mit wenigen Mängeln. Damit kann die Einstufung des Züchters als frühe festkochende Premium-Speisesorte nach einem Jahr bestätigt werden und die Sorte wird im kommenden Jahr weiter beobachtet.

Cardinia ist ebenfalls von der Firma Europlant und wird als leistungsstarke Speisesorte angeboten. Die vorwiegend festkochende, ovale und gelbfleischige Sorte schnitt ertraglich weit überdurchschnittlich ab. Auch unter Berücksichtigung der Sortierung mit leichten Übergrößenanteilen bleibt ein ähnliches Bild. Schwach zeigte sich Cardinia im Stärkegehalt in Waldniel mit 9,7 % und auch in Westfalen konnte die 10 %-Grenze nicht überwunden werden. Gegenüber Schorf zeigt sich Cardinia weitgehend stabil, gegenüber Rhizoktonia scheint aber eine erhöhte Anfälligkeit zu bestehen, was sich auf den beiden rheinischen Standorten in Form von Teerflecken und dry-core bestätigte. Das Leistungsvermögen der Sorte kann bestätigt werden, der Sorte muss aber eine gewisse Aufmerksamkeit in Hinblick auf Stärkegehalt und Knollenmängel bescheinigt werden. Die kommenden Jahre werden eine genauere Einschätzung erlauben.

Mittelfrühe Sorten

Belana ist die Vergleichssorte im festkochenden Bereich. In der Praxis hat sich ihr Anbau weiter ausgedehnt und mit 723 ha Vermehrungsfläche steht sie nur knapp hinter Agria an zweiter Stelle der Statistik. Nach dem guten Abschneiden im Vorjahr erzielte die Sorte auch in diesem Jahr einen guten Ertrag bei eher mäßigen Stärkegehalten. Dafür gab es kaum Beschwerden aus der Praxis über zu lockere Kocheigenschaft. Nach dem raschen Auflauf im warmen Frühjahr 2011 zeigte die Sorte unter den kühlen Bedingungen 2012 wieder die alte Schwäche. Träges Auflaufverhalten und verzögerte Jugendentwicklung bereitete vielen Landwirten Sorge. Die 90 % marktfähige Sortierung führten dazu, dass sich der relative Marktwareertrag über 100 % einstellte. Belana zeigte sich in diesem Jahr auch unter den trockenen Bedingungen in Buir sehr schorstabil, reagierte aber unter den schlechteren Bodenbedingungen in Waldniel mit hohen Anteilen an Rhizoktonia und hier speziell mit dry-core. Daher wird zur sorgsamen Standortwahl und gezielten Pflanzgutvorbereitung geraten sowie pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Unterstützung der Jugendentwicklung.

Allians ist eine weitere mehrjährig geprüfte und festkochene Vergleichssorte, die sich aber in vielen Dingen von Belana unterscheidet. Die Knollen sind langoval und von tiefgelber Fleischfarbe, was einer Vielzahl von Verbauchern sehr entgegen kommt. Aber im Gegensatz zu Belana ist die Knollenoptik deutlich schwächer, sie neigt zu Schorf, bildet viele Rhizoktonia-Teerflecken und verwachsene Knollen. Allians reagiert auch negativ auf eine unkontrollierte und späte Stickstofffreisetzung, so dass das Düngungsniveau deutlich abgesenkt werden muss. Auch nach einem weiteren Prüfjahr ist es nicht leicht, die Sorte richtig zu bewerten. Deswegen ist auch die Praxismeinung sehr eindeutig: Entweder liebt man Allians oder man liebt sie nicht! Der 2012 gestartete anbautechnische Versuch zur Allians wird mit unterschiedlichen Düngungsvarianten weitergeführt, man verspricht sich davon genauere Erkenntnisse zu einer Sorte, die neben vielen Problemen über ein enormes Ertragspotenzial verfügt.

Cascada ist eine mittelspät abreifende Speisesorte und damit einer der Verlierer des diesjährig frühen Krautregulierungstermins. Wegen der fehlenden Wachstumstage fiel der Ertrag nach den beiden Hochertragsjahren 2011 und 2010 auf relativ 94 zurück. Da auf diese Weise aber 90 % marktfähige Ware erzeugt wurden, der Übergrößenanteil lag bei 7 %, war der Marktwareertrag wieder bei 110 %. Bei etwas späterer Reiferegulierung dürfte das Ergebnis noch steigerungsfähig sein. Die Knollen sind oval, vorwiegend fest kochend und tief gelbfleischig. Hinzu kommt eine ausgeprägte Keimruhe. Der Stärkegehalt lag in diesem Jahr bei 12 %, in den Vorjahren aber bei 14,4 % und 13,0 %, was neben der guten Lagerfähigkeit auch eine sichere vorwiegend feste Kocheigenschaft garantiert. Unter den schwierigen Anbauverhältnissen lieferte Cascada eine sehr schöne Knollenoptik mit nur kleinen Abstrichen bei Schorf und dry-core. Damit bestätigt sich die Einschätzung der Sorte als robuste und ertragreiche Lagersorte, die sich sowohl für Direktvermarktung als auch für den Absatz über den Handel eignet.

Marisca - Die Belana-Kreuzung ist im dritten Jahr geprüft und bestätigt ihr unterdurchschnittliches Ertragsniveau, welches auf der Höhe von Belana liegt. Auch in den Eigenschaften ist die Verwandtschaft zur Kreuzungsmutter nicht zu verbergen. Es beginnt bei der ausgeprägten Keimruhe und dem trägen Auflauf, der aber etwas gleichmäßiger als bei Belana erfolgt. Die Stärkeeinlagerung ist hoch und lag in den Prüfjahren etwa 1 % höher als bei Belana. Mit Ausnahme des Vorjahres bleibt die Kocheigenschaft aber fest. Überhöhte Stärkegehalte sollten aber durch anbautechnische Maßnahmen vermieden werden. Die Knollen sind oval bis langoval, tief gelbfleischig und fest kochend eingestuft. Die Knollen sehen sehr gefällig und gleichmäßig aus und sind tendenziell etwas länger als bei Belana, aber ähnlich genetzt und von gelber Schalenfarbe. Schorf spielte in diesem Jahr bei der Sorte gar keine Rolle, dafür war der Anteil an Rhizoktoniapustel und drycore Symptomen etwas höher. Beachtenswert war in Westfalen bei hohem Colletotrichum-Druck im gesamten Versuch auf dem Erntegut der sehr geringe Befall bei Marisca. Marisca ähnelt Belana sehr und hat in einzelnen Punkten leichte Vorteile, muss aber in der Stärkeentwicklung stärker beachtet werde. Sie wird als festkochende Lagersorte für die zweite Vermarktungshälfte aus dem Lager empfohlen.

Concordia erreichte im zweiten Prüfjahr einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag. Trotz der frühen Krautregulierung lag der Übergrößenanteil bei beachtlichen 53 %. Hier zeigt sich einmal mehr, dass der geringe Knollenansatz der Sorte auch bei früher Reifeförderung zu hohem Übergrößenanteil führt. Die Knollen sind vorwiegend fest kochend, oval und gelbfleischig. Positiv war in diesem Jahr die schöne Knollenoptik mit wenig Schorf und Rhizoktonia-Problemen. Bei normaler Ablageweite wird die Sorte aus der Sortierung wachsen. Daher dürfte die Sorte etwas für eine spezielle Verwertung von großknolliger Ware sein.

Patricia präsentierte sich im zweiten Prüfjahr von einer ganz anderen Seite. In den Vorjahren eher großfallend mit weitüberdurchschnittlichem Ertrag, war die Sorte 2012 auf beiden Standorten mit relativ 98 % und 20 % Übergrößenanteil eher normal. Das mag auch mit der späten Abreife der Sorte zusammenhängen, so dass ähnlich wie bei der mittelspäten Cascada wertvolle Wachstumszeit fehlte. Auch der Stärkegehalt war mit 11,6 % für diesen Kochtyp zu niedrig. Patricia zeigte in Buir etwas Schorf, war aber gegenüber Rhizoktonia weitgehend stabil. Die Einschätzung zu Patricia ähnelt der von Concordia: Um die Sortierung nicht zu grob werden zu lassen, benötigt die Sorte eine spezielle Anbautechnik. Frühzeitige Reiferegulierung birgt die Gefahr, dass der Stärkegehalt noch zu gering ist, daher sollte man dem hohen Übergrößenanteil mit einer Verringerung des Legeabstands entgegen wirken.

Birgit brachte auch im zweiten Jahr ein durchschnittliches Ergebnis. Die einzige rotschalige Sorte im Versuch ist vorwiegend fest kochend, tief gelbfleischig und hat ovale Knollen. Die Sortierung befindet sich zu über 80 % im marktfähigen Bereich mit 15 % Übergrößenanteil. Auch in diesem Jahr war der Stärkegehalt mit 13 % im oberen Bereich und verleiht der Sorte den kräftigen Geschmack, der in Verbindung mit der tiefgelben Fleischfarbe den Verbraucher überzeugt hat. Erfahrungsgemäß fallen äußere Knollenmängel auf rotschaligen Knollen stärker auf als auf gelben. Dennoch wurde Birgit in diesem Jahr schorffrei und weitgehend ohne Rhizoktonia-Symptome gerodet. Daher wird die Empfehlung für die Sorte als rotschalige Ergänzung des Angebotes bekräftigt.

Megusta: Nach zwei Prüfjahren und mehrjährigem Probeanbau fiel der Ertrag in diesem Jahr etwas zurück, da auch Megusta eher zu den spätreifenden Sorten im mittelfrühen Segment zählt. Die Sorte verkörpert mit ihrer langovalen Knollenform, der tiefgelben Fleischfarbe und der festen Kocheigenschaft den klassischen Salattyp. Leider trat ihr Problem der häufigen Wachstumsrisse in diesem Jahr wieder verstärkt auf und auch die Rhizoktoniabelastung war überdurchschnittlich. Megusta kommt mit warmen und trockenen Bedingungen wie 2011 deutlich besser zurecht. Auch wenn ihre äußere Qualität in diesem Jahr nicht überzeugte, muss der Sorte ein exzellenter Geschmack bescheinigt werden, der ihr den Einzug in einige Direktvermarktersegmente ermöglicht hat. Für eine breite Empfehlung erscheint die Sorte zu schwierig im Anbau.

Bellmonda von der Solana ist eine vorwiegend festkochende, rundovale und gelbfleischige Lagersorte. Sie ist Vertreter eines neuen Typs mit hohem Knollenansatz, der einen hohen Marktwareertrag garantieren soll. Gleichzeitig soll die Knolle robust und mit geringen Mängeln behaftet sein. Im ersten Prüfjahr lag der Rohertrag mit relativ 114 % an der Spitze des Vergleichs bei 31 % Übergrößen. In Westfalen konnten bei 17 % Übergrößenanteil auch noch leicht überdurchschnittliche Erträge erzielt werden. Der Stärkegehalt ist mit 14,0 % hoch und dürfte die gute Lagereignung unterstützen. Schorf trat auf keinem Standort auf, die vom Züchter bescheinigte gute Toleranz gegenüber Rhizoktonia kann nicht ganz bestätigt werden. Dennoch gefiel die Leistung im ersten Jahr und die Sorte soll unter Beachtung ihrer leichten Neigung zu Übergrößen weiter geprüft werden.

Ribera ist die einzige Sorte mit breiter Nematodenresistenz in Globodera rostochiensis und Globodera pallida, den Kartoffelzystennematoden, die der Quarantäne unterliegen. Die Knollen sind in der Form oval, gelbfleischig und vorwiegend festkochend. Auf allen drei Standorten in NRW geprüft, schwankten die Erträge stark und waren im Mittel leicht unterdurchschnittlich. Ribera scheint auch zu den spät abreifenden mittelfrühen Sorten zu gehören, da der Stärkegehalt bei der frühen Krautregulierung nur bei 11,8 % lag. Bei längerer Wachstumszeit wie in Westfalen erreichte die Sorte höhere Stärkewerte. An Knollenmängeln fiel besonders der Anteil an ergrünten Knollen auf, Schorf war kein Thema und auch die Anfälligkeit für Rhizoktonia scheint gering zu sein. Dafür, dass bei der Sorte die breite Nematodenresistenz im Vordergrund steht, überraschen die ertraglichen wie auch qualitativen Leistungen der Sorte positiv. Daher dürfte die Sorte im Speisebereich für Standorte mit Nematodenproblemen mehr als eine Alternative sein.

Lilly ist die dritte neue Sorte im Segment und zählt ebenfalls zum robusten Lagertyp mit hohem Marktwareertrag. Die Knollen sind gelbfleischig, vorwiegend fest kochend und rund oval. Mit 111 % relativem Ertrag brachte sie das zweitbeste Ergebnis im Versuch, bei 27 % Übergrößen. Zieht man diese noch ab, verbleibt aber immer noch ein überdurchschnittlicher Marktwareertrag. Der Stärkegehalt war mit 10,2 % etwas knapp, dürfte aber auch mit dem frühen Krautregulierungstermin zusammenhängen. Lilly bildet vereinzelt grüne Knollen, war in diesem Jahr schorffrei und zeigt auch nur eine geringe Neigung zu Rhizoktoniaproblemen auf der Knolle. Die gute Knollenoptik in Verbindung mit der hohen Marktleistung macht die Sorte interessant. Die Sorte wird im nächsten Jahr unter Berücksichtigung der späteren Reife und der Sortierung weiter geprüft werden.

Problematische Qualitäten

Besonders im Speisesegment sind in den letzten Jahren erhöhte Qualitätsprobleme zu bemerken, die zu hohen Abzügen führen. Dabei trägt auch die geringe Akzeptanz von leichten Knollenmängeln bei Handel und Verbraucher dazu bei, dass der Anbau von qualitativ hochwertigen Speisesorten immer weniger Freunde findet. Aber auch die schwierigen Anbaubedingungen des Jahres haben deutliche Sortenunterschiede in den Qualitätsparametern gezeigt. Man muss im Vorfeld noch genauer die Standorteigenschaften in die Sortenplanung mit einbeziehen und konsequent ungeeignete Flächen für den Speisekartoffelanbau streichen. Sollten hier die Hausaufgaben der Produzenten gemacht sein, sollte der Handel aber auch die Bemühungen entsprechend honorieren. Denn keiner Seite kann daran gelegen sein, mühsam gewonnene Marktanteile in einem schwierigen Umfeld zu verlieren.

Autor: Peter Lövenich